Seite 114 - Die Engel (1997)

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Die Engel
Jesaja
In Jesajas Tagen rief selbst Götzendienst kein Befremden mehr
hervor. Frevelhafte Gewohnheiten waren unter allen Bevölkerungs-
schichten so weit verbreitet, daß die wenigen, die Gott die Treue
hielten, oft versucht waren, den Mut zu verlieren und sich der Ent-
täuschung und Verzweiflung auszuliefern ...
Solche Gedanken bedrängten Jesaja, als er im Säulengang des
Tempels stand. Plötzlich schien es ihm, als würden das Tor und
der innere Vorhang des Tempels emporgehoben oder entfernt, so
daß er in das Allerheiligste, in das selbst er als Prophet seinen Fuß
nicht setzen durfte, hineinschauen konnte. Vor sich sah er in einer
Vision den Herrn, der auf einem hohen und erhabenen Throne saß,
während der Saum seiner Herrlichkeit den Tempel füllte. Auf jeder
Seite des Thrones schwebten Seraphim. Ihre Gesichter verhüllten
sie in Anbetung, während sie vor ihrem Schöpfer dienten und sich in
dem feierlichen Gebet vereinigten: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr
Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!“
Jesaja 6,3
. Das riefen sie,
bis die Säulen, die Pfeiler und das Zedernholztor von dem Schall zu
erzittern schienen und das Haus von ihrem Lobpreis erfüllt wurde.
Propheten und Könige 217.218
.
Eine unbeschreibliche Herrlichkeit umgab die Gestalt auf dem
Thron, und seine Begleiter füllten den Tempel ... Auf jeder Seite des
Gnadenthrons befanden sich Cherubim, die dort als Ehrengarde für
den großen König postiert waren, und sie waren mit Licht bekleidet
und widerstrahlten die Herrlichkeit Gottes, in dessen Gegenwart sie
sich befanden. Und als sie voll Hingabe und Ernst ihre Loblieder
sangen, erzitterten die Säulen des Tores wie bei einem Erdbeben.
Diese heiligen Wesen sangen das Lob Gottes mit Lippen, die nie
durch Sünde verunreinigt waren. Der Unterschied zwischen dem
schwachen Lob Gottes, das Jesaja gewöhnt war, und dem inbrün-
stigen Lob der Seraphim erstaunte und beschämte den Propheten.
Für einen Augenblick war es ihm gewährt, den vollkommen reinen
Charakter und die Größe Gottes zu erleben und zu erkennen.
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Während er dem Gesang der Engel zuhörte, als sie ausriefen:
„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, und die ganze
Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit“, sah er in einer Vision die
Herrlichkeit Gottes, seine unendliche Macht und die unübertreffli-