Seite 68 - Die Engel (1997)

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Die Engel
Zwei Engel besuchen Lot
In der Abenddämmerung nahten sich dem Stadttor zwei Fremde.
Es waren offensichtlich Reisende, die über Nacht bleiben wollten.
Niemand hätte hinter diesen unauffälligen Wanderern Boten des
Gerichts vermutet. Die heitere sorglose Volksmenge ließ sich nicht
träumen, daß sie mit ihrer Behandlung der göttlichen Sendboten
in dieser Nacht den Gipfel der Schuld erreichten und damit das
Schicksal ihrer stolzen Stadt besiegelten. Ein einziger Mann erwies
den Fremden freundliche Aufmerksamkeit und lud sie in sein Heim.
Lot erkannte ihr wahres Wesen nicht, aber er war es gewöhnt, höflich
und gastfrei zu sein.
Patriarchen und Propheten 136
.
Die Engel offenbarten Lot deshalb ihren Auftrag: „Wir werden
diese Stätte verderben, weil das Geschrei über sie groß ist vor dem
Herrn; der hat uns gesandt, sie zu verderben.“
1.Mose 19,13
. Lot
hatte die Fremdlinge schützen wollen. Jetzt versprachen sie, ihn
und alle seine Familienangehörigen zu retten, die mit ihm aus der
gottlosen Stadt fliehen würden ... So ging Lot hinaus, um seine Kin-
der zu warnen. Er wiederholte ihnen die Worte des Engels: „Macht
euch auf und geht aus diesem Ort, denn der Herr wird diese Stadt
verderben.“
1.Mose 19,14
. Aber sie sahen das Ganze als Scherz an
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und lachten über seine abergläubische Furcht ...
Bedrückt kehrte Lot nach Hause zurück und berichtete von sei-
nem Mißerfolg. Darauf geboten ihm die Engel, mit seiner Frau und
seinen Töchtern, die noch bei ihnen lebten, die Stadt zu verlassen ...
Von Kummer betäubt, zögerte er noch immer und konnte sich nicht
zum Aufbruch entschließen. Ohne Gottes Engel hätten sie alle in
Sodom ihren Untergang gefunden. Darum ergriffen die himmlischen
Boten ihn, seine Frau und seine Töchter bei der Hand und führten
sie aus der Stadt.
Hier verließen die Engel sie und kehrten nach Sodom zurück,
um das Vernichtungswerk auszuführen. Ein anderer — er, mit dem
Abraham verhandelt hatte — näherte sich nun Lot ...
Obwohl der Fürst des Lebens ihm zur Seite stand, bat Lot für sein
Leben, als könne Gott, der ihm bis dahin soviel Fürsorge und Liebe
erwiesen hatte, ihn nicht auch weiterhin bewahren. Er hätte sich
dem himmlischen Boten vollkommen anvertrauen und sein Leben,