Seite 217 - Der gro

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Kapitel 12: Die Reformation in Frankreich
Dem Protest zu Speyer und der Konfession zu Augsburg, die
den Sieg der Reformation in Deutschland ankündeten, folgten Jahre
des Kampfes und der Finsternis. Durch Uneinigkeiten der Anhän-
ger geschwächt und von gewaltigen Feinden bestürmt, schien der
Protestantismus dem vollständigen Untergang geweiht zu sein. Tau-
sende besiegelten ihr Zeugnis mit ihrem Blut. Kriege brachen aus,
die protestantische Sache wurde von einem ihrer vornehmsten An-
hänger verraten, die edelsten der reformierten Fürsten fielen in die
Hände des Kaisers und wurden als Gefangene von Stadt zu Stadt
geschleppt. Aber im Augenblick seines augenscheinlichen Sieges
erlitt der Kaiser eine schwere Niederlage. Er sah die Beute seinen
Händen entrissen und war schließlich genötigt, den Lehren, deren
Vernichtung seine Lebensaufgabe galt, Duldung zu gewähren. Er
hatte sein Reich, seine Schätze und selbst das Leben aufs Spiel ge-
setzt, um die Ketzerei zu vertilgen. Jetzt sah er seine Heere durch
Schlachten aufgerieben, seine Schätze erschöpft, viele Teile seines
Reiches von Empörung bedroht, während sich der Glaube, den er
vergebens zu unterdrücken gesucht hatte, überall ausbreitete. Karl
V. war gegen die Macht des Allmächtigen angegangen. Gott hatte
gesagt: Es werde Licht; aber der Kaiser hatte danach getrachtet, die
Finsternis unerhellt zu erhalten. Seine Absichten waren fehlgeschla-
gen, und in frühem Alter, erschöpft von dem langen Kampf entsagte
er dem Thron und trat in ein Kloster ein, wo er nach zwei Jahren
starb.
In der Schweiz und auch in Deutschland kamen dunkle Tage für
die Reformation. Während viele Kantone den reformierten Glau-
ben annahmen, hingen andere mit blinder Beharrlichkeit an dem
Glaubensbekenntnis Roms und verfolgten die, welche die Wahr-
heit annehmen wollten, was schließlich zum Bruderkrieg führte.
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Zwingli und viele seiner Reformationsfreunde fielen auf dem bluti-
gen Schlachtfeld von Kappel. Ökolampad, von diesem furchtbaren
Mißgeschick überwältigt starb bald darauf. Rom jubelte und schien
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