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Ein Zufluchtsort
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aus, und Irrtümer und Aberglaube die man verworfen hätte, wäre
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die Gemeinde weiterhin im Lichte des Wortes Gottes gewandelt,
wurden beibehalten und gepflegt. Auf diese Weise starb der von
der Reformation eingeflößte Geist allmählich aus, bis sich in den
protestantischen Kirchen ein beinahe ebenso großes Bedürfnis nach
einer Reformation einstellte wie in der römischen Kirche zur Zeit
Luthers. Es herrschte die gleiche weltliche Gesinnung, die gleiche
geistliche Abgestumpftheit, eine ähnliche Ehrfurcht vor den Ansich-
ten der Menschen, und man ersetzte die Lehren des Wortes Gottes
durch menschliche Theorien.
Der weiten Verbreitung der Bibel zu Anfang des 19. Jahrhunderts
und dem vielen Licht, das auf diese Weise über die Welt gekommen
war, folgte kein entsprechender Fortschritt in der Erkenntnis der
offenbarten Wahrheit oder in der religiösen Erfahrung. Satan konnte
nicht wie in früheren Zeiten dem Volke das Wort Gottes vorenthal-
ten, weil es allen erreichbar war; um aber dennoch seine Absichten
ausführen zu können, veranlaßte er viele, die Heilige Schrift gering-
zuachten. Die Menschen versäumten es, in der Heiligen Schrift zu
forschen und nahmen dadurch ständig falsche Auslegungen an und
pflegten Lehren, die mit den Aussagen der Heiligen Schrift nicht
übereinstimmten.
Als Satan bemerkte, daß seine Anstrengungen, die Wahrheit
durch Verfolgung zu unterdrücken, fehlschlugen, nahm er seine Zu-
flucht wieder zu Zugeständnissen, wodurch einst der große Abfall
und das Aufkommen der römischen Kirche veranlaßt wurden. Er
verleitete die Christen, sich, wenn nicht mit Heiden, so doch mit
denen zu verbinden, die sich durch die Verehrung der Dinge dieser
Welt ebensosehr als wahre Götzendiener erwiesen hatten wie die
Anbeter der Götzenbilder. Die Folgen dieser Verbindung waren jetzt
nicht weniger verderblich als damals; unter dem Deckmantel der
Religion pflegte man Stolz und Verschwendung, und dunkle Ma-
chenschaften herrschten in der Kirche. Satan fuhr fort, die Lehren
der Bibel zu verdrehen, und die Überlieferungen, die Millionen zu-
grunde richten sollten, faßten tief Wurzel. Die Kirche hielt an diesen
Überlieferungen fest und verteidigte sie, statt um den Glauben zu
kämpfen, „der einmal den Heiligen übergeben ist“.
Judas 3
. So wur-
den die Grundsätze, um derentwillen die Reformatoren so viel getan
und gelitten hatten, herabgewürdigt.
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