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Der große Kampf
gerecht zu handeln und Barmherzigkeit zu lieben. Sie hatten ver-
sucht, sich selbst zu erheben und die Huldigung ihrer Mitmenschen
zu erlangen. Nun sind sie alles dessen, was sie groß machte, beraubt,
sind mittellos und wehrlos. Sie sehen mit Schrecken auf die Ver-
nichtung der Götzen, die sie ihrem Schöpfer vorzogen. Sie haben
ihre Seelen für irdische Reichtümer und Freuden verkauft und nicht
danach getrachtet, reich zu werden in Gott. Die Folge: ihr Leben ist
ein Fehlschlag; ihre Vergnügungen sind in Bitternis verwandelt, ihre
Schätze in Fäulnis. Der Gewinn eines ganzen Lebens wird in einem
einzigen Augenblick hinweggerafft. Sie bejammern die Zerstörung
ihrer Häuser, die Zerteilung ihrer Gold- und Silberschätze. Doch
ihre Klagen verstummen vor Furcht, daß sie selbst mit ihren Götzen
umkommen müssen.
Die Gottlosen werden mit Reue erfüllt, nicht wegen ihrer sünd-
haften Vernachlässigung Gottes und ihrer Mitmenschen, sondern
weil Gott gesiegt hat. Sie beklagen diese Folgen, aber bereuen nicht
ihre Gottlosigkeit. Falls sie es könnten, würden sie kein Mittel un-
versucht lassen zu siegen.
Die Welt sieht gerade jene Menschen, die sie verspottet und
verlachte und die sie ausrotten wollte, ohne Schaden durch Pestilenz,
Stürme und Erdbeben gehen. Der den Übertretern seines Gesetzes
als ein verzehrendes Feuer erscheint, ist seinem Volk eine sichere
Hütte.
Der Prediger, der die Wahrheit preisgab, um Menschengunst zu
gewinnen, erkennt jetzt den Charakter und den Einfluß seiner Leh-
ren. Es wird offenbar, daß ihm ein allwissendes Auge gefolgt war,
als er auf der Kanzel stand, in den Straßen ging oder unter den ver-
schiedenen Lebensumständen mit den Menschen in Berührung kam.
Jede Erregung der Seele, jede geschriebene Zeile, jedes gesprochene
Wort, jede Tat, die Menschen in falsche Zuversicht wiegte, war ein
ausgestreuter Same, und in den elenden, verlorenen Seelen um sich
herum erblickt er nun die Ernte.
Der Herr sagt: Sie „trösten mein Volk in ihrem Unglück, daß
sie es gering achten sollen, und sagen: ‚Friede! Friede¡, und ist
doch nicht Friede“. „Daß ihr das Herz der Gerechten fälschlich
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betrübet, die ich nicht betrübt habe, und habt gestärkt die Hände
der Gottlosen, daß sie sich von ihrem bösen Wesen nicht bekehren,
damit sie lebendig möchten bleiben.“
Jeremia 8,11
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Hesekiel 13,22
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