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Der große Kampf
Aus protestantischer Sicht: Trevor Gervase Jalland, The Church
and the Papacy, London, 1944; R.F. Littledale, Petrine Claims, Lon-
don, 1899; James T. Shotwell/ Louise R. Soomis, The See of Peter,
New York, 1927; Christopher B. Coleman, The Treatise of Lorenzo
Valla on the Donation of Constantine, New York, 1914.
Anm 053: Anspruch auf Unfehlbarkeit — (Seite 565)
Ungeachtet der Tatsache, daß die katholische Kirche heute ver-
sucht, durch eine Neuformulierung ihrer Wahrheiten die Kluft ge-
genüber den Protestanten zu überbrücken, bleibt bestehen, daß sie
ihren Anspruch auf Unfehlbarkeit unverrückbar aufrechterhält. Die
römische Kirche kann sogenannte „Verhaltensirrtümer“ in bestimm-
ten geschichtlichen Situationen eingestehen, aber sie muß darauf
beharren, bis in die Gegenwart uneingeschränkt in der Lehre recht
gehabt zu haben. Die Autorität des Lehramtes und die Autorität des
Papstes sind nach katholischer Auffassung unantastbar. Der Ver-
lauf des zweiten Vatikanischen Konzils hat diese Unantastbarkeit
während der Diskussion um die Stellung der Bischöfe zum Papst
bestätigt, obwohl Versuche im Gange waren, den päpstlichen Primat
und die päpstliche Unfehlbarkeit durch eine Stärkung des Bischofs-
kollegiums „auszubalancieren“.
Papst Pius XII. hatte es durch seine autokratische Regierungs-
ausübung verstanden, sein Amt mit einer einzigartigen Machtfülle
auszustatten. Der Papst war nicht mehr nur der höchste Stellvertreter
Christi auf Erden, sondern er sah sich auch als Stellvertreter Christi
schlechthin. Sein Primat ist ein Rechtsprimat; er ist durch Beschluß
des ersten Vatikanums nicht menschliches, sondern göttliches Recht.
Der Papst kann heute mit voller Berechtigung sagen: Die Kirche bin
ich! Wer diese Stellung des Papstes bestreitet, greift die Substanz der
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Kirche an. Dieses bezeugt nichts deutlicher als die Verlautbarung
Pius XII. in seiner Enzyklika „Mystici corporis“ aus dem Jahre 1943,
in der es heißt: „In einem gefährlichen Irrtum befinden sich also
jene, die meinen, sie könnten Christus als Haupt der Kirche verehren,
ohne seinem Stellvertreter auf Erden die Treue zu wahren. Denn
wer das sichtbare Haupt außer acht läßt und die sichtbaren Bande
der Einheit zerreißt, der entstellt den mystischen Leib des Erlösers
zu solcher Unkenntlichkeit, daß er von denen nicht mehr gesehen