Seite 733 - Der gro

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Anmerkungen
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auf das Gute in den nichtkatholischen Religionen, das die Katholi-
ken mit Freude und Achtung sähen. Ferner heißt es, daß diejenigen
Christen, die in getrennten Gemeinschaften leben, nicht der Sünde
angeklagt werden dürfen, wenn es auch wahr bleibe, daß die Fülle
der Heilsmittel nur in der katholischen Kirche zu finden sei. Urteile
und alles Handeln, was geeignet ist, die „getrennten Brüder“ zu be-
leidigen, sollen vermieden werden. Auch seien Dialoge zwischen
den Theologen beider Konfessionen zum Kennenlernen der gegen-
seitigen Auffassungen nützlich. Selbst gemeinsame Gebete für die
Sache des Ökumenismus sowie — unter Aufsicht der Bischöfe unter
Wahrung bestimmter Voraussetzungen — gemeinsame Gottesdien-
ste könnten gestattet werden. Diese Formulierungen des Dekrets
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gehen gewiß weit über das hinaus, was bisher üblich und erwünscht
war. Dennoch — die katholische Kirche wird es sich gefallen lassen
müssen, daß man sie weniger an ihren Worten als an ihren Taten
mißt.
Im „Dekret über den Ökumenismus“ heißt es unter anderem: „In
dieser einen und einzigen Kirche Gottes sind schon von den ersten
Zeiten an Spaltungen entstanden, die der Apostel aufs schwerste ta-
delt und verurteilt; in den späteren Jahrhunderten sind ausgedehntere
Verfeindungen entstanden, und es kam zur Trennung recht großer
Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kir-
che, oft nicht ohne Schuld der Menschen auf beiden Seiten. Den
Menschen jedoch, die jetzt in solchen Gemeinschaften geboren sind
und in ihnen den Glauben an Christus erlangen, darf die Schuld der
Trennung nicht zur Last gelegt werden — die katholische Kirche
betrachtet sie als Brüder, in Verehrung und Liebe. Denn wer an
Christus glaubt und in der rechten Weise die Taufe empfangen hat,
steht dadurch in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen
Gemeinschaft mit der katholischen Kirche ...
Dennoch erfreuen sich die von uns getrennten Brüder sowohl
als einzelne wie auch als Gemeinschaften und Kirchen betrachtet,
nicht jener Einheit, die Jesus Christus all denen schenken wollte, die
er zu einem Leibe und zur Neuheit des Lebens wiedergeboren und
lebendig gemacht hat, jener Einheit, die die Heilige Schrift und die
verehrungswürdige Tradition der Kirche bekennt. Denn nur durch
die katholische Kirche Christi, die das allgemeine Hilfsmittel des
Heiles ist, kann man Zutritt zu der ganzen Fülle der Heilsmittel