Seite 100 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Kapitel 12: Die Versuchung
Auf der Grundlage von
Matthäus 4,1-11
;
Markus 1,12-13
;
Lukas
4,1-13
.
„Jesus aber, voll heiligen Geistes, kam wieder von dem Jordan
und ward vom Geist in die Wüste geführt.“
Lukas 4,1
. Die Worte im
Markusevangelium sind noch bedeutsamer; es heißt dort: „Alsbald
trieb ihn der Geist in die Wüste; und er war in der Wüste vierzig
Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren.“
„Und er aß nichts in diesen Tagen.“
Markus 1,12.13
.
Der Geist Gottes leitete den Heiland, als er in die Wüste geführt
wurde, um versucht zu werden. Jesus hatte die Versuchung nicht
gesucht; er ging in die Wüste, um allein zu sein, um über seine Auf-
gabe, seine Mission, nachzudenken und um sich für den Dornenweg,
der vor ihm lag, durch Beten und Fasten Kraft und Stärke zu holen.
Satan aber wußte, daß Jesus in die Wüste gegangen war und hielt
die Zeit für günstig, sich ihm zu nähern.
In diesem Kampf zwischen dem Fürsten des Lebens und dem
Fürsten dieser Welt stand Gewaltiges auf dem Spiele. Nachdem
Satan die Menschen zur Sünde verleitet hatte, beanspruchte er die
Erde als sein Eigentum und nannte sich ihren Herrn. Da er das erste
Elternpaar nach seinem eigenen Wesen beeinflußt und umgewan-
delt hatte, gedachte er hier sein Reich zu gründen. Er behauptete,
die Menschen hätten ihn zu ihrem Oberhaupt gewählt. Durch seine
Macht über sie behielt er die Herrschaft über die Welt. Christus
aber war gekommen, diesen Anspruch Satans zu widerlegen. Als
Menschensohn würde er Gott treu bleiben und dadurch beweisen,
daß der Teufel nicht die vollständige Herrschaft über das Menschen-
geschlecht gewonnen hätte und daß seine Ansprüche auf die Welt
unbegründet wären. Alle sollten frei werden, die von Satans Einfluß
loskommen wollten. Die Herrschaft, die Adam verloren hatte, sollte
wiederhergestellt werden.
[98]
96