Seite 116 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Als Satan erklärte, daß das Reich und die Herrlichkeit der Welt
ihm übertragen seien und er sie geben könne, wem er wolle, sagte er
nur teilweise die Wahrheit, um seinem Ziel näherzukommen. Einst
hatte er Adam sein Reich entrissen; dieser aber war der Statthalter
des Schöpfers auf Erden. Er war kein unabhängiger Regent. Die Erde
ist des Herrn, und er hat alle Dinge seinem Sohn übergeben; unter
dessen Gewalt sollte Adam herrschen. Als dieser seine Herrschaft in
Satans Hände geraten ließ, blieb Christus dennoch der rechtmäßige
König. So hatte der Herr auch dem König Nebukadnezar gesagt, daß
„der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie
geben kann, wem er will“.
Daniel 4,14
. Satan kann seine angemaßte
Gewalt nur soweit ausüben, wie Gott es zuläßt.
Als Satan das Reich und die Herrlichkeit der Welt Christus anbot,
beabsichtigte er, daß Christus sein Herrscherrecht als König der Welt
aufgeben und die Herrschaft nur unter Satan ausüben sollte. Auf eine
solche Herrschaft war auch die Hoffnung der Juden gerichtet. Sie
verlangten nach dem Reich dieser Welt. Hätte Christus eingewilligt,
ihnen ein solches Reich zu geben, dann wäre er von ihnen mit
Freuden aufgenommen worden. So aber ruhte der Fluch der Sünde
mit all seinem Elend darauf. Christus gebot dem Versucher: „Hebe
dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: ‚Du sollst
anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.‘“
Matthäus 4,10
.
Satan, der sich im Himmel empört hatte, bot dem Herrn die Rei-
che dieser Welt an, um dadurch dessen Huldigung für die Grundsätze
des Bösen zu erkaufen. Der Herr Jesus aber ließ sich nicht betören.
Er war gekommen, ein Reich zu gründen, in dem Gerechtigkeit
herrscht. Diesen Vorsatz war er nicht gewillt aufzugeben. An die
Menschen tritt Satan mit den gleichen Versuchungen heran, nur hat
er bei ihnen mehr Erfolg als bei Christus. Den Menschen bietet er
das Reich dieser Welt an unter der Bedingung, daß sie seine Ober-
hoheit anerkennen. Er verlangt von ihnen, ihre Rechtschaffenheit
zu opfern, das Gewissen zu mißachten und der Selbstsucht nachzu-
geben. Christus gebietet ihnen, zuerst nach dem Reich Gottes und
nach seiner Gerechtigkeit zu trachten; doch der Teufel nähert sich
den Menschen und flüstert ihnen zu: „Ihr müßt mir dienen! Ganz
gleich, was hinsichtlich des ewigen Lebens wahr ist. Ihr müßt mir
dienen, wenn ihr in dieser Welt Erfolg haben wollt. Ich halte eure
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Wohlfahrt in meiner Hand. Ich kann euch Reichtum, Vergnügen,