Seite 141 - Das Leben Jesu (1973)

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Auf der Hochzeit zu Kana
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Heils dar. Er verlangte von seinen Jüngern nicht, dies oder jenes zu
tun, sondern sagte nur: „Folge mir nach.“ Auf seinen Reisen durch
Land und Städte nahm er sie mit sich, damit sie sehen könnten, wie
er das Volk lehrte. Er verband ihre Interessen mit den seinen, und
sie schlossen sich ihm bei seiner Tätigkeit an.
Das Beispiel Christi, die Angelegenheiten der Menschen zu sei-
nen eigenen zu machen, sollte von allen, die sein Wort predigen,
und von allen, die das Evangelium seiner Gnade angenommen ha-
ben, befolgt werden. Wir dürfen uns einem geselligen Verkehr nicht
entziehen und uns nicht von anderen abschließen. Um alle Men-
schenklassen zu erreichen, müssen wir ihnen dort begegnen, wo sie
sich befinden. Sie werden uns selten aus eigenem Antrieb aufsuchen.
Nicht allein von der Kanzel aus werden Menschenherzen von der
göttlichen Wahrheit berührt; es gibt noch ein anderes Arbeitsfeld,
das wohl geringer, aber ebenso vielversprechend ist. Man findet es
im Heim der Niedrigen wie im Palast der Reichen, an der gastfreien
Tafel und auch beim harmlosen geselligen Zusammensein.
Nicht aus Liebe zum Vergnügen dürfen wir als Christi Jünger
den Verkehr mit der Welt pflegen; wir sollen uns nicht mit weltlichen
Torheiten befreunden; denn solche Gesellschaft wird uns schaden.
Auch soll der Christ niemals Unrecht durch Worte oder Taten, durch
Stillschweigen oder durch seine Gegenwart gutheißen. Wohin wir
auch gehen, müssen wir Jesus mit uns nehmen und den anderen
verkündigen, wie wert uns unser Heiland geworden ist. Wer aber
danach trachtet, seinen Glauben zu verheimlichen, läßt viele wert-
volle Gelegenheiten, Gutes zu tun, ungenützt vorübergehen. Durch
Geselligkeit und Gastfreundschaft kommt die ganze Welt mit der
Evangeliumsbotschaft in Berührung, und jeder, der von dem göttli-
chen Licht berührt wurde, muß den Pfad jener zu erhellen suchen,
die nichts von dem Licht des Lebens wissen.
Wir alle sollten Zeugen für Jesus werden. Unser Einfluß muß,
durch die Gnade Christi geheiligt, verstärkt werden, um Seelen für
den Heiland zu gewinnen. Die Welt soll sehen, daß wir nicht selbst-
süchtig nur in unseren eigenen Belangen aufgehen, sondern wün-
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schen, daß auch andere die gleichen Segnungen und Vorrechte ge-
nießen wie wir. Sie sollen sehen, daß unsere Religion uns nicht
unfreundlich oder streng macht. Mögen alle, die bekennen, Christus
gefunden zu haben, wie er dem Wohl der Menschen dienen.