Seite 237 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Berufung am See
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Seele empfangen wird. Nur Leben kann Leben erzeugen. Welch
ein Vorrecht für die Jünger, die drei Jahre lang täglich mit dem
göttlichen Leben in unmittelbarer Verbindung standen, von dem
jeder lebenspendende Anstoß ausging, der die Welt gesegnet hat!
Mehr als seine Gefährten gab sich Johannes, der geliebte Jünger,
dem Einfluß jenes wunderbaren Lebens hin. Er sagte: „Das Leben ist
erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen
euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist
uns erschienen.“
1.Johannes 1,2
. „Von seiner Fülle haben wir alle
genommen Gnade um Gnade.“
Johannes 1,16
.
Die Apostel Christi waren frei von jedem Selbstruhm. Sie schrie-
ben den Erfolg ihrer Arbeit allein Gott zu und bekundeten dies
allen Menschen. Das Leben dieser Männer, ihr Charakter, den sie
entwickelten, und die mächtige Aufgabe, die Gott durch sie voll-
brachte, bezeugen, was Gott für alle jene tun will, die gelehrig und
ihm gehorsam sind.
Wer Christus am meisten liebt, wird auch am meisten Gutes
tun. Ohne Grenzen ist der Einfluß dessen, der, indem er das eigene
Ich beiseite stellt, dem Wirken des Heiligen Geistes Raum gibt und
ein gottgeweihtes Leben führt. Wer sich der notwendigen Zucht
unterwirft, ohne zu klagen oder auf dem Wege zu verzagen, den
wird Gott stündlich und täglich unterweisen; denn Gott sehnt sich
danach, seine Gnade den Menschen kundzutun. Wenn seine Kinder
die Hindernisse aus dem Weg räumen, wird er das Wasser des Heils
in großen Strömen durch die menschlichen Kanäle fließen lassen.
Wenn demütige Menschen ermutigt würden, so viel Gutes zu tun,
wie ihnen möglich ist, wenn ihr Eifer nicht immer gehemmt würde,
dann wären hundert Mitarbeiter für den Herrn da, wo jetzt nur einer
ist.
Gott nimmt die Menschen, wie sie sind, und erzieht sie zu seinem
Dienst, wenn sie sich ihm überlassen wollen. Der Geist Gottes be-
lebt alle Fähigkeiten der Seele, die ihn aufgenommen hat, und wenn
sie sich bedingungslos Gott ergibt, wird sie sich unter der Leitung
des Heiligen Geistes harmonisch entwickeln, und sie wird gestärkt
werden, die Forderungen Gottes zu verstehen und zu erfüllen. Dann
wird auch der schwache, schwankende Charakter stark und beharr-
lich, und eine beständige Zuneigung läßt ein so inniges Verhältnis
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zwischen Jesus und seinem Jünger entstehen, daß dieser ihm in sei-