Seite 305 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Bergpredigt
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Sperling. Die Blumen des Feldes und das Gras, das die Erde wie ein
Teppich bedeckt, teilen sich in die Beachtung und Fürsorge unseres
himmlischen Vaters. Der erhabene Meister aller Künstler gedenkt
der Lilien und gestaltet sie so schön, daß sie die Pracht Salomos
in den Schatten stellen. Um wieviel mehr gilt seine Sorgfalt den
Menschen, die Gottes Ebenbild und Ruhm sind! Er möchte gern,
daß seine Kinder einen Charakter offenbaren, der dem seinen ähnelt.
Wie erst der Sonnenstrahl die unterschiedlichen und zarten Farben
der Blumen deutlich zeigt, so verleiht Gott der Seele die Schönheit
seines eigenen Wesens.
Alle, die das Reich Christi, das Reich der Liebe, der Gerechtig-
keit und des Friedens wählen und es höher schätzen als alles andere,
sind mit der himmlischen Welt verbunden, und jede Segnung, der
sie für dieses Leben bedürfen, steht ihnen zur Verfügung. In dem
Buch der göttlichen Vorsehung, dem Buch des Lebens, ist jedem
von uns eine Seite gegeben. Auf jeder Seite stehen die Einzelheiten
unseres Lebens; selbst die Haare auf unserem Kopfe sind gezählt.
Gottes Kinder sind seinem Herzen niemals fern.
„Darum sorget nicht für den andern Morgen.“
Matthäus 6,34
.
Wir sollen Christus täglich folgen. Gott gibt uns heute keine Hilfe
für morgen. Er gibt seinen Kindern nicht alle Anweisungen für die
ganze Lebensreise auf einmal; sie würden dadurch nur verwirrt
werden. Er sagt ihnen nur so viel, wie sie sich merken und wie
sie ausführen können. Die mitgeteilte Kraft und Weisheit ist stets
für den unmittelbaren Notfall. „Wenn aber jemandem unter euch
Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gern gibt jedermann und
allen mit Güte begegnet, so wird ihm gegeben werden.“
Jakobus 1,5
.
„Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.“
Matthäus 7,1
.
Glaubt nicht, daß ihr besser seid als andere, und erhebt euch nicht
zum Richter über sie. Da ihr nicht die Beweggründe ihrer Handlun-
gen kennt, seid ihr unfähig, andere zu richten. Wenn ihr aber Kritik
übt, dann fällt ihr gewöhnlich euer eigenes Urteil; denn ihr zeigt oft,
daß ihr des Teufels Teilhaber darin seid, eure Brüder zu verklagen.
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Der Herr sagt: „Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid; prüfet
euch selbst!“
2.Korinther 13,5
. Das ist unsere Aufgabe. „Wenn wir
uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.“
1.Korinther
11,31
.