Seite 311 - Das Leben Jesu (1973)

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Der Hauptmann
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genwärtig, der bereits Krankheiten gebannt und Teufel ausgetrieben
hatte. War auch der Tod seiner Macht unterworfen?
Mit klarer, gebieterischer Stimme ertönen die Worte: „Jüngling,
ich sage dir, stehe auf!“ Diese Stimme durchdringt den Toten; er
öffnet die Augen. Dann nimmt ihn Jesus bei der Hand und richtet ihn
auf. Sein Blick fällt auf die Frau, die weinend neben ihm gestanden,
und Mutter und Sohn finden sich in selig-freudiger Umarmung. Die
Menge steht schweigend, wie gebannt. „Es kam sie alle eine Furcht
an.“ Still und ehrfurchtsvoll standen die Leute eine Weile, als wären
sie in der Gegenwart Gottes. Dann priesen sie „Gott und sprachen:
Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat
sein Volk heimgesucht“. Der Leichenzug kehrte als Triumphzug
nach Nain zurück. „Und diese Rede über ihn erscholl in das ganze
jüdische Land und in alle umliegenden Länder.“
Lukas 7,14-17
.
Jesus achtet heute noch auf die Traurigen. Unser Kummer erfüllt
ihn mit Teilnahme. Sein Herz, das damals liebte und Mitleid hatte,
ist ein Herz von unveränderlicher Güte und Fürsorge; sein Wort, das
den Toten ins Leben zurückrief, ist jetzt nicht weniger wirksam als zu
jener Zeit, da es sich an den Jüngling von Nain richtete. Er sagt: „Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“
Matthäus 28,18
.
Jesu Macht ist im Verlauf der Zeiten weder geringer geworden, noch
ist sie durch die ständige Wirksamkeit seiner überströmenden Gnade
erschöpft. Allen, die an ihn glauben und auf ihn ihr Vertrauen setzen,
ist er ein lebendiger Heiland.
Als Jesus der Mutter den Sohn zurückgab, verwandelte er ih-
re Trauer in große Freude. Und doch war der Jüngling nur in das
irdische Leben zurückgerufen worden, um aufs neue all dessen Mü-
hen, Sorgen und Gefahren zu erdulden und um nochmals der Macht
des Todes zu erliegen. Aber unsere Trauer um die Toten stillt Jesus
durch eine Botschaft unendlicher Hoffnung: Ich bin „der Lebendige.
Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit
und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes“.
Offenbarung 1,18
.
„Weil nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist auch er der gleichen
Art teilhaftig geworden, damit er durch seinen Tod die Macht nähme
dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlöste
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die, so durch Furcht vor dem Tode im ganzen Leben Knechte sein
mußten.“
Hebräer 2,14.15
.