Seite 326 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Kapitel 35: „Schweig und verstumme!“
Auf der Grundlage von
Matthäus 8,23-34
;
Markus 4,35-41
;
Markus
5,1-20
;
Lukas 8,22-39
.
Ein ereignisreicher Tag im Leben Jesu hier auf Erden neigte sich
seinem Ende zu. Am See Genezareth hatte er seine ersten Gleich-
nisse gesprochen und durch sinnreiche Vergleiche aus der Natur das
Wesen seines Reiches und die Art und Weise seines Kommens er-
klärt. Er hatte seine Arbeit mit der eines Sämanns, die Entwicklung
seines Reiches mit dem Wachsen eines Senfkorns und der Wirkung
des Sauerteiges in einem Scheffel Mehl verglichen. Die Trennung
der Gerechten von den Gottlosen am Jüngsten Tage hatte er durch
die Gleichnisse vom Unkraut unter dem Weizen und dem Netz mit
den Fischen veranschaulicht. Das Wertvolle der Wahrheiten, die er
lehrte, hatte er durch das Gleichnis von dem verborgenen Schatz
und von der köstlichen Perle dargelegt, während er im Gleichnis von
dem Haushalter seinen Jüngern zeigte, wie sie als seine Stellvertreter
wirken sollten.
Den ganzen Tag über hatte er gelehrt und geheilt. Als es dun-
kelte, drängte sich die Menge noch immer um ihn. Tagelang schon
hatte er den Menschen gedient, ohne sich viel Zeit zum Essen und
Ruhen zu gönnen. Die boshafte Kritik und die Entstellungen der
Pharisäer, womit sie ihn beständig verfolgten, erschwerten seine
Tätigkeit ungeheuer. Jetzt am Ende des Tages war er so ermattet,
daß er beschloß, sich an einen stillen Ort auf der andern Seite des
Sees zurückzuziehen.
Das östliche Ufer des Sees Genezareth war nicht unbewohnt. Es
lagen hier und da Ortschaften; dennoch wirkte es im Vergleich mit
dem westlichen Ufer öde und wüst. Es hatte eine mehr heidnische
als jüdische Bevölkerung und unterhielt nur geringen Verkehr mit
Galiläa, so daß Jesus hier die gewünschte Abgeschlossenheit finden
konnte. Seine Jünger forderte er auf, ihn zu begleiten.
[325]
322