Seite 336 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 36: Ein lebendiger Glaube
Auf der Grundlage von
Matthäus 9,18-26
;
Markus 5,21-43
;
Lukas
8,40-56
.
Als Jesus die Gegend der Zehn Städte verlassen hatte und wie-
der nach dem westlichen Ufer des Sees zurückgekehrt war, wurde
er von einer großen Volksmenge erwartet, die ihn herzlich begrüß-
te. Er blieb noch längere Zeit am See, lehrte und machte Kranke
gesund und begab sich in das Haus des Matthäus, wo er mit Zöll-
nern beim Fest zusammentraf. Hier fand ihn Jairus, der Oberste der
Judenschule.
Jairus trat mit allen Anzeichen größter Herzensnot zu Jesus, warf
sich ihm zu Füßen und rief: „Meine Tochter liegt in den letzten
Zügen; du wollest kommen und deine Hände auf sie legen, daß sie
gesund werde und lebe.“
Markus 5,23
.
Jesus begab sich sofort mit dem Obersten auf den Weg zu dessen
Wohnung. Obgleich die Jünger schon oft seine Werke der Barm-
herzigkeit gesehen hatten, waren sie doch überrascht, daß ihr Herr
dem Wunsch dieses hochmütigen Obersten so bereitwillig nachkam.
Sie begleiteten mit noch vielen anderen ihren Meister, ungeduldig
und erwartungsvoll. Des Obersten Haus war nicht weit entfernt;
aber Jesus und seine Begleiter kamen nur langsam vorwärts, denn
die Menge drängte von allen Seiten. Trotz der Ungeduld des Vaters
unterbrach Jesus aus Mitleid mit dem Volk seinen Weg, heilte hier
einen Leidenden und spendete dort einer traurigen Seele reichen
Trost.
Da drängte sich plötzlich ein Bote durch die Menge und brachte
Jairus die Mitteilung, daß seine Tochter gestorben sei; es sei nun
nicht mehr notwendig, den Meister zu bemühen. Diese Worte ver-
nahm auch der Heiland, und er sagte zu Jairus: „Fürchte dich nicht;
glaube nur, so wird sie gesund!“
Lukas 8,50
.
Jairus hielt sich enger an den Heiland, und gemeinsam eilten sie
nun zum Sterbehaus. Die gemieteten Klageweiber und Flötenspieler
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