Seite 351 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Die ersten Evangelisten
347
aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor
meinem himmlischen Vater“, sagt Christus.(
Matthäus 10,33
).
Der Heiland warnte seine Jünger vor der Hoffnung, daß die
Feindschaft der Welt gegen das Evangelium überwunden werden
und im Verlauf der Weltgeschichte jeder Kampf aufhören würde.
Er sagte vielmehr: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei,
Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden
zu bringen, sondern das Schwert.“
Matthäus 10,34
. Es ist nicht das
Wirken des Evangeliums, das diesen Streit hervorruft, sondern dieser
ist vielmehr die Folge des Widerstandes gegen sein Wirken. Von al-
len Verfolgungen ist die häusliche Uneinigkeit und die Entfremdung
zwischen Freunden die schwerste. Doch der Heiland sagt: „Wer
Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und
wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert.
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist
mein nicht wert.“
Matthäus 10,37.38
.
Die Aufgabe der Diener Christi umschließt eine heilige Ver-
pflichtung und ist eine große Ehre. „Wer euch aufnimmt, der nimmt
mich auf“, sagte Jesus, „und wer mich aufnimmt, der nimmt den
auf, der mich gesandt hat.“ (
Matthäus 10,40
). Kein Liebesdienst, der
ihnen im Namen Jesu erwiesen wird, soll unbeachtet oder unbelohnt
bleiben. Die gleiche dankbare Anerkennung zollt er dem Schwäch-
sten und Niedrigsten in der Familie Gottes, wenn er sagt: „Wer einen
dieser Geringen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt darum,
daß er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: es wird ihm nicht
unbelohnt bleiben.“
Matthäus 10,42
. Damit meinte der Heiland alle,
die noch Kinder im Glauben und in der Erkenntnis sind.
[350]
Hiermit beschloß der Heiland seine Unterweisung. Die erwähl-
ten Zwölf gingen nun im Namen Christi hinaus, wie ihr Meister
ausgezogen war, um „zu verkündigen das Evangelium den Armen
... zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den
Blinden, daß sie sehend werden, und den Zerschlagenen, daß sie frei
und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“.
Lukas 4,18.19
.
[351]