Seite 417 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 46: Die Verklärung
Auf der Grundlage von
Matthäus 17,1-8
;
Markus 9,2-8
;
Lukas
9,28-36
.
Der Abend bricht schon herein, da ruft Jesus drei seiner Jünger —
Petrus, Jakobus und Johannes — zu sich und führt sie über Felder und
unebene Wege auf einen einsamen Berg. Der Heiland und die Jünger
haben den Tag mit Wandern und Lehren verbracht; nun ermüdet
sie der ziemlich beschwerliche Weg merklich. Auch Christus, der
seelische und körperliche Lasten von den Leidenden nahm, der
Kranke gesund gemacht, Besessene geheilt und neues Leben in
schwache Körper hat strömen lassen, ist gleich den Jüngern vom
Aufstieg ermattet.
Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne liegen noch auf
dem Gipfel des Berges und vergolden mit ihrem versinkenden Schein
den Pfad der vier Wanderer. Doch bald ist dies letzte Licht des Ta-
ges, das noch über Hügeln und Tälern lag, erloschen; das Dunkel
der Nacht zieht herauf und umhüllt auch die einsamen Wanderer.
Das Düstere in der Natur scheint in Einklang zu stehen mit ihrem
kummervollen Leben, um das sich immer dichtere Wolken zusam-
menballen.
Die Jünger wagen nicht, den Herrn nach Ziel und Zweck der
Wanderung zu fragen; zu oft schon hat er ganze Nächte in den
Bergen im Gebet zugebracht. Er, der Schöpfer der Berge und Täler,
fühlt sich in der freien Natur zu Hause und genießt deren Stille. Die
Jünger folgen, wohin er sie führt; dennoch wundern sie sich, warum
ihr Meister diesen beschwerlichen Aufstieg unternimmt, da sie ja
sehr müde sind und er selbst auch der Ruhe bedarf.
Endlich macht Jesus halt; allein geht er jetzt ein wenig seitwärts
und klagt unter Tränen dem himmlischen Vater seine große Not. Er
bittet um Kraft, die Prüfung um der Menschen willen zu ertragen. Er
muß sich neu stärken an dem Allmächtigen; nur dann kann er getrost
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der Zukunft entgegensehen.kann er über die Zukunft nachdenken.
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