Seite 420 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
schutzloser Fremdling hin und her gewandert ist, von den Begna-
deten Gottes geehrt wird. Sie glauben, daß Elia gekommen sei, die
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Regierung des Messias zu verkündigen, und daß das Reich Christi
jetzt aufgerichtet werden soll. Die Erinnerung an ihre Furcht und
Enttäuschung wollen sie für immer verbannen. Hier, wo die Herr-
lichkeit Gottes offenbart wird, möchten sie verweilen. Petrus ruft
begeistert aus: „Herr, hier ist für uns gut sein! Willst du, so wollen
wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.“
Matthäus 17,4
. Sie glauben zuversichtlich, daß Mose und Elia ge-
sandt wurden, ihren Meister zu schützen und sein Königreich auf
Erden aufzurichten.
Aber das Kreuz muß der Krone vorangehen! Nicht die feierli-
che Krönung Jesu zum König ist das Thema ihrer Unterhaltung,
sondern sein Tod, der ihn in Jerusalem erwartet. In menschlicher
Schwachheit, beladen mit Kummer und fremder Schuld, ging Chri-
stus seinen Weg allein inmitten der Menschen. Als die Finsternis der
herannahenden Prüfung auf ihn eindrang, war er einsam und allein
in einer Welt, die ihn nicht kannte. Selbst seine geliebten Jünger,
die völlig in ihren Zweifeln und Sorgen und in ihrer ehrgeizigen
Hoffnung aufgingen, hatten das Geheimnis seiner Sendung nicht
erfaßt. Er hatte inmitten der Liebe und Gemeinschaft des Himmels
gelebt; aber in dieser Welt, deren Schöpfer er war, war er einsam.
Nun hatte der Himmel seine Boten zu ihm gesandt; keine Engel,
sondern Menschen, die auch Kummer und Leid ertragen hatten, die
auch mit dem Heiland mitfühlen konnten in den Nöten des irdischen
Lebens. Mose und Elia waren Christi Mitarbeiter gewesen und hat-
ten sein Verlangen nach dem Heil der Menschheit mit ihm geteilt.
Mose hatte sich für Israel verwandt, indem er sagte: „Vergib ihnen
doch ihre Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch,
das du geschrieben hast.“
2.Mose 32,32
. Elia hatte die Einsamkeit
kennengelernt, als er dreieinhalb Jahre lang während der Teuerung
den Haß und das Unglück des Volkes ertragen hatte. Allein hatte
er auf dem Karmel für Gott gestanden; allein war er in Angst und
Verzweiflung in die Wüste geflohen. Diese Männer, die Gott vor den
Engeln erwählte, welche den Thron umstanden, waren erschienen,
um mit Jesus über seinen Leidensweg zu reden und ihn mit der
Versicherung zu trösten, daß der ganze Himmel an seinem Leben