Seite 422 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Kapitel 47: Fähig zum Dienst
Auf der Grundlage von
Matthäus 17,9-21
;
Markus 9,9-29
;
Lukas
9,37-45
.
Jesus hatte die ganze Nacht mit den Jüngern auf dem Berge ver-
bracht. Erst als der Morgen graute, stiegen sie wieder in die Ebene
hinab. In Gedanken versunken, schwiegen die Jünger in ehrfürch-
tiger Scheu; selbst Petrus sprach kein Wort. Gern hätten sie noch
länger an jener heiligen Stätte verweilt, die von himmlischem Licht
verklärt worden war und wo Jesus seine Herrlichkeit offenbart hatte;
aber es gab noch viel für das Volk zu tun, das von nah und fern
herbeigekommen war und nach Jesus verlangte.
Am Fuße des Berges hatte sich diese Volksmenge unter Leitung
der zurückgebliebenen Jünger versammelt, aber niemand wußte,
wohin Jesus sich begeben hatte. Als nun der Heiland sich näherte,
befahl er seinen Begleitern, über das Geschehene Stillschweigen zu
bewahren: „Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen
Sohn von den Toten auferstanden ist.“
Matthäus 17,9
. Sie sollten die-
se Offenbarung in ihrem Herzen bewegen, sie aber nicht öffentlich
kundtun; denn die Menschen würden sie verächtlich und lächerlich
machen. Ebensowenig sollten die zurückgebliebenen Apostel da-
von erfahren, da auch sie jenes Ereignis nicht begriffen, bis Jesus
von den Toten auferstanden wäre. Wie schwer sogar die drei von
Jesus bevorzugten Jünger das Geschehen auf dem Berge verstehen
konnten, davon zeugt die Tatsache, daß sie sich — ungeachtet alles
dessen, was Jesus ihnen von dem ihm bevorstehenden Leidensweg
gesagt hatte — untereinander fragten, was denn die Auferstehung
der Toten zu bedeuten habe. Trotz ihres Nichtverstehens fragten
sie Jesus nicht nach der Bedeutung seiner Worte. Seine Erklärung
über die nächste Zukunft hatte sie so traurig gestimmt, daß sie keine
weitere Aufklärung wünschten. Sie hofften sogar, daß alle diese
Ereignisse niemals eintreten möchten.
[422]
418