Seite 441 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 49: Auf dem Laubhüttenfest
Auf der Grundlage von
Johannes 7,1-15
;
Johannes 7,37-39
.
Dreimal jährlich sollten sich die Juden in Jerusalem versammeln,
um den anzubeten, der ihnen aus der Wolkensäule heraus diese Wei-
sung gegeben hatte. Während der Babylonischen Gefangenschaft
konnten sie diesem göttlichen Gebot nicht nachkommen; seit sie
aber wieder in ihrem Heimatland wohnten, nahmen sie die ihnen
verordneten Gedächtnistage sehr ernst. Gott wollte, daß diese jähr-
lich wiederkehrenden Feste das Volk Israel an ihn erinnerten; aber
mit wenigen Ausnahmen hatten die Priester und Führer des Volkes
diesen Zweck vergessen. Christus, der diese Zusammenkünfte des
ganzen Volkes verordnet hatte und auch deren Bedeutung verstand,
bezeugte nun, daß sie ihren Sinn verloren hatten.
Das Laubhüttenfest beschloß die Reihe der jährlichen Feste. Got-
tes Wunsch war es gewesen, daß Israel in dieser Zeit über seine Güte
und Gnade nachdenken sollte. Das ganze Land hatte in reichstem
Maße seinen Schutz und Segen genossen; Tag und Nacht war seine
fürsorgende Hand spürbar gewesen, und stets hatte er Sonnenschein
und Regen für Saat und Ernte gegeben. In den Tälern und Ebenen
Judas war die Ernte eingebracht worden. Die Oliven waren gepflückt
und das kostbare Öl in Schläuche gefüllt. Die Palme hatte ihre Frucht
geliefert, und die roten Weintrauben waren in der Kelter getreten
worden.
Sieben Tage dauerte das Laubhüttenfest, zu dessen Feier die
Bewohner des ganzen Landes, ja sogar viele aus anderen Ländern,
nach Jerusalem kamen. Alle erschienen sie, von nah und fern, und
trugen Zeichen der Freude in den Händen; alt und jung, reich und
arm, jeder kam mit einer Gabe des Dankes als Opfer für den, der
das Jahr mit seiner Güte gekrönt hatte und der das Land ließ „triefen
von Fett“.
Psalm 65,12 (Bruns)
. Alles, was Auge und Herz erfreuen
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konnte, wurde in die Stadt gebracht, so daß Jerusalem aussah wie
ein schöner Garten.
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