Seite 497 - Das Leben Jesu (1973)

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Der barmherzige Samariter
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uns mit dem Kleid der Gerechtigkeit, gab uns eine Zufluchtsstätte
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und versorgte uns mit allem Nötigen. Er starb, um uns zu erlösen.
Auf sein Beispiel weisend, sagte er zu seinen Nachfolgern: „Das
gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebet.“
Johannes 15,17
.
„Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie
ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabet.“
Johannes
13,34
.
Der Schriftgelehrte hatte gefragt: „Was muß ich tun?“ Und Jesus,
der in der Liebe zu Gott und den Menschen das Wesen des Gesetzes
erfüllt sieht, hatte gesagt: „Tue das, so wirst du leben.“ Der Sama-
riter im Gleichnis war den Eingebungen eines gütigen, liebevollen
Herzens gefolgt und hatte sich dadurch als ein „Täter des Gesetzes“
erwiesen. Christus gebot dem Schriftgelehrten: „Gehe hin und tue
desgleichen!“ Nicht nur Worte, sondern auch Taten erwartet die Welt
von den Kindern Gottes. „Wer da sagt, daß er in ihm bleibt, der soll
auch wandeln, gleichwie er gewandelt ist.“
1.Johannes 2,6
.
Diese Lehre ist für uns heute ebenso nötig, wie sie damals zur
Zeit Jesu nötig war. Selbstsucht und starres Formenwesen haben
das wärmende Feuer der Liebe fast ausgelöscht und die Tugenden
vertrieben, die den christlichen Charakter auszeichnen. Viele, die
Christi Namen tragen, haben vergessen, daß Christen Christus dar-
stellen sollen. Wer nicht durch Liebe und Hingabe für das Wohl
des Nächsten wirkt — in der Familie, in der Nachbarschaft, in der
Gemeinde oder wo immer wir sein mögen —, ist kein Christ, ganz
gleich, welchen Glaubens er auch sei.
Der Heiland hat seine Belange mit denen der Menschheit ver-
knüpft, und er bittet uns, mit ihm eins zu werden, damit die Mensch-
heit gerettet werde. „Umsonst habt ihr‘s empfangen, umsonst gebt
es auch.“
Matthäus 10,8
. Die Sünde ist das größte aller Übel, und
es ist unsere Aufgabe, uns des Sünders zu erbarmen und ihm zu
helfen. Viele sind vom Irrtum umfangen; viele fühlen ihre Schmach
und erkennen ihre Torheit und haben großes Verlangen nach Wor-
ten der Ermutigung; sie erkennen ihre Fehler und Irrtümer die sie
fast zur Verzweiflung bringen. Wir werden diese Seelen nicht ver-
nachlässigen. Wenn wir Christen sind, werden wir nicht an ihnen
vorübergehen oder uns von denen absondern, die unserer Hilfe so
dringend bedürfen. Wenn wir einen Menschen im Elend sehen —
er sei durch Not oder durch Sünde dahin geraten —, werden wir
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