Seite 505 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 56: Jesus segnet die Kinder
Auf der Grundlage von
Matthäus 19,13-15
;
Markus 10,13-16
;
Lukas 18,15-17
.
Jesus war ein großer Freund der Kinder. Er nahm ihre kind-
liche Teilnahme, ihre freimütige, natürliche Liebe gern entgegen.
Der dankbare Lobpreis von ihren reinen Lippen war Musik in sei-
nen Ohren und erquickte ihn besonders nach dem bedrückenden
Zusammensein mit heuchlerischen und verschlagenen Menschen.
Wohin der Heiland auch kam, überall gewannen ihm sein freundli-
ches Aussehen und seine herzliche Art die Liebe und das Zutrauen
der Kinder.
Es entsprach der jüdischen Sitte, die kleinen Kinder zum Rabbi-
ner zu bringen, damit dieser seine Hände segnend auf sie lege. Als
aber einmal jüdische Mütter ihre Kinder zu Jesus brachten, damit
sie von ihm gesegnet würden, wurden seine Jünger unwillig. Sie
sahen des Meisters Werk als viel zu wichtig an, um es durch diesen
Dienst unterbrechen zu lassen. Auch hielten sie die Kinder für eine
solche Segnung noch für viel zu jung und glaubten, daß ihr Herr
über diese Störung ungehalten sein könnte. Aber es waren die Jün-
ger, über die der Heiland sich ungehalten zeigte. Für die Sorge und
Last der Mütter, die ihre Kinder nach dem Worte Gottes zu erziehen
suchten, zeigte er volles Verständnis; er hatte ihre Gebete gehört und
sie selbst mit ihren Kindern zu sich gezogen.
Eine Mutter hatte sich mit ihrem Kind auf den Weg zu Jesus
gemacht und unterwegs einer Bekannten von ihrem Vorhaben er-
zählt, die ebenfalls wünschte, daß ihr Kind gesegnet werde. Andere
folgten ihrem Beispiel, so daß eine ganze Schar Mütter mit kleinen
und größeren Kindern zum Herrn kam. Jesus hörte freudig ihre mit
furchtsamer, tränenerstickter Stimme vorgetragenen Bitten. Doch
er wartete ab, um zu sehen, wie seine Jünger diesen Frauen gegen-
übertreten würden. Als Jesus bemerkte, wie seine Jünger die Mütter
wegschicken wollten, weil sie glaubten, ihm damit einen Gefallen
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