Seite 511 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 57: „Eines fehlt dir“
Auf der Grundlage von
Matthäus 19,16-22
;
Markus 10,17-22
;
Lukas 18,18-23
.
„Da er hinausging auf den Weg, lief einer herzu, kniete vor ihm
nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das
ewige Leben ererbe?“
Markus 10,17
.
Der Jüngling, der mit dieser Frage zu Jesus kam, war ein Oberster.
Er besaß große Güter und bekleidete ein verantwortungsvolles Amt.
Dieser Jüngling sah die Liebe, die Christus den Kindern erwies; er
sah, wie gütig er sie empfing und wie er sie in seine Arme nahm.
Bei diesem freundlichen Anblick entflammte jäh sein Herz für den
Heiland. Ihn verlangte danach, Jesu Jünger zu werden, ja, er war so
tief bewegt, daß er Christus nachlief, als dieser seines Weges ging, zu
seinen Füßen niederkniete und ihm dabei ernsten und aufrichtigen
Herzens die für ihn und für alle Menschen so überaus wichtige Frage
stellte: „Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben
ererbe?“
Jesus erwiderte ihm: „Was heißest du mich gut? Niemand ist
gut als allein Gott.“
Markus 10,18
. Jesus wollte seine Aufrichtigkeit
prüfen und von ihm hören, warum er ihn als gut betrachte. Hatte
der Jüngling wirklich erkannt, daß der, zu dem er sprach, der Sohn
Gottes war? Wie lautete seine echte Herzensüberzeugung?
Der Jüngling hatte eine hohe Meinung von sich. Er glaubte nicht,
daß ihm noch irgendein Fehler anhafte; dennoch war er nicht ganz
zufrieden. Er sehnte sich nach etwas, das er nicht besaß. Konnte Jesus
ihn nicht segnen, wie er soeben die Kinder gesegnet hatte, und auf
diese Weise das unbestimmte Verlangen seiner Seele befriedigen?
In seiner Antwort wies Jesus darauf hin, daß es nötig sei, den
Geboten Gottes zu gehorchen, wenn er das ewige Leben erlangen
wolle. Er führte einige der Gebote an, die des Menschen Pflichten
gegenüber seinen Mitmenschen beinhalten. Der Jüngling erwiderte
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