Seite 542 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

538
Das Leben Jesu
sein. Selbst von den Niedrigsten der Nachfolger Christi heißt es: „Es
geschieht alles um euretwillen.“
2.Korinther 4,15
.
„Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen
lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung
für viele.“
Markus 10,45
. Im Kreise seiner Jünger war Christus in
jeder Weise darauf bedacht, für sie zu sorgen und ihre Lasten zu
tragen. Er teilte ihre Armut, verleugnete sich selbst um ihretwillen,
ging vor ihnen her, um Schwierigkeiten zu glätten, und würde bald
seine irdische Aufgabe dadurch beenden, daß er sein Leben dahin-
gab. Bei all seinen Handlungen geht es Christus darum, die Glieder
seiner Gemeinde, die seinen Leib darstellt, anzuspornen. Liebe hat
die Erlösung geplant, Liebe hat sie bewirkt. Im Königreich Christi
werden jene die größten sein, die seinem Beispiel nacheifern und
sich als Hirten seiner Herde bewähren.
Der Apostel Paulus drückt die wahre Würde und Ehre eines
christlichen Lebens mit den Worten aus: „Wiewohl ich frei bin
von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knechte
gemacht.“
1.Korinther 9,19
. „Ich ... suche nicht, was mir, sondern
was vielen frommt, damit sie gerettet werden.“
1.Korinther 10,33
.
In Gewissensangelegenheiten dürfen niemandem Fesseln an-
gelegt werden. Niemand ist berechtigt, eines anderen Denken zu
beherrschen, für ihn zu entscheiden oder ihm seine Pflichten vorzu-
schreiben. Gott verleiht jedem Menschen die Freiheit, selbst zu den-
ken und seiner Überzeugung zu folgen. „So wird nun ein jeglicher
für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“
Römer 14,12
. Niemand
darf seine eigene Persönlichkeit in der eines andern Menschen auf-
gehen lassen. In allen grundsätzlichen Fragen muß es heißen: „Ein
jeglicher sei in seiner Meinung gewiß.“
Römer 14,5
. Im Reiche Jesu
Christi gibt es weder gebieterische Unterdrückung noch Zwangsmit-
tel. Auch die Engel des Himmels steigen nicht auf die Erde herab,
um hier zu herrschen und Ehrerbietung zu erzwingen, sondern um
als Botschafter der Gnade gemeinsam mit den Erdenbewohnern die
menschliche Natur zu adeln.
Die Grundsätze und selbst die Worte aus den Lehren des Heilan-
des lebten in ihrer göttlichen Schönheit im Gedächtnis des Lieblings-
jüngers Jesu weiter. Bis in seine letzten Tage fühlte sich Johannes
[543]
für die Gemeinden verantwortlich. „Das ist die Botschaft, die ihr
gehört habt von Anfang, daß wir uns untereinander lieben sollen.“