Seite 56 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 7: Jesu Kindheit
Auf der Grundlage von
Lukas 2,39.40
.
Jesus verbrachte seine Kindheit und Jugend in einem kleinen
Gebirgsort. Doch es gab keinen Platz auf Erden, dem seine Gegen-
wart nicht zur Ehre gereicht hätte. Selbst Königspalästen wäre es ein
Vorrecht gewesen, ihn als Gast zu beherbergen. Er aber ging an den
Häusern der Reichen, den Höfen der Könige, den berühmten Stätten
der Gelehrsamkeit vorüber und ließ sich in dem unbedeutenden,
verachteten Nazareth nieder.
Wunderbar in seiner Bedeutung ist der kurze Bericht über die
ersten Lebensjahre Jesu: „Das Kind wuchs und ward stark, voller
Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.“
Lukas 2,40
. In dem Son-
nenglanz, der vom Angesicht seines Vaters ausging, nahm Jesus zu
„an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen“.
Lukas
2,52
. Sein Verstand war rege und scharf und an Überlegung und
Weisheit seinen Jahren voraus; dennoch war sein Wesen wundervoll
ausgeglichen, und die Entwicklung der Geistes- und Körperkräfte
erfolgte entsprechend seines Alters.
Als Kind schon erwies sich Jesus als überaus liebenswürdig
veranlagt. Stets war er bereit, anderen mit willigen Händen zu dienen.
Dazu bewies er eine Geduld, die unerschütterlich war, aber auch
eine Wahrheitsliebe, die sich unbestechlich für das Rechte einsetzte.
So paarten sich in seinem Leben felsenfeste Grundsatztreue mit der
Tugend selbstloser Gefälligkeit.
Mit großer Sorgfalt beobachtete die Mutter Jesu, wie sich die
Gaben des Kindes entfalteten und seine Anlagen sich vervollkomm-
neten. Voller Freude suchte sie seinen munteren, empfänglichen
Sinn zu begeistern. Der Heilige Geist gab ihr Weisheit, gemeinsam
mit dem Himmel die Entwicklung des Kindes zu fördern, dessen
Vater Gott war.
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Von jeher hatten die treuen Israeliten große Sorgfalt auf die Er-
ziehung ihrer Jugend verwandt. Der Herr hatte sie unterwiesen, die
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