Seite 560 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
zu ihren Gunsten ausgesprochenen Bitten zu Gott gehört, und sie
wußte, wie anstößig die Sünde seiner Reinheit war, und in seiner
Stärke hatte sie überwunden.
Bei den Menschen erschien Marias Fall hoffnungslos; doch
Christus sah die guten Triebe, die in ihr keimten, er erkannte ihre
besseren Wesenszüge. Der Erlösungsplan hat die menschliche Natur
mit großen Möglichkeiten ausgerüstet, die im Handeln Marias sicht-
bar wurden. Durch seine Gnade wurde sie Teilhaberin der göttlichen
Natur. Sie, die gefallen und „eine Behausung der Dämonen“ (
Offen-
barung 18,2, Schlachter
) geworden war, war es, die zu einen Füßen
saß und von ihm lernte, die das kostbare Öl auf sein Haupt goß und
seine Füße mit ihren Tränen benetzte. Sie stand am Fuße des Kreu-
zes und folgte ihm zum Grabe; sie war nach seiner Auferstehung
als erste an der Gruft, und sie war die erste, die den auferstandenen
Heiland verkündigte.
Jesus kennt den Zustand jeder Menschenseele. Du magst sagen:
Ich bin voller Schuld und Sünden. Das ist wahr; aber je unwürdiger
du bist, desto mehr brauchst du die Kraft deines Heilandes. Er stößt
keinen Weinenden, keinen Bußfertigen von sich. Er erzählt nicht
jedem alles das, was er gern offenbaren möchte, aber er ermutigt
jede bedrängte Seele. Bereitwillig vergibt er allen denen, die ihn um
Vergebung und Erneuerung bitten.
Christus könnte die Engel beauftragen, die Schalen seines Zornes
über unsere Erde auszugießen, um jene zu vernichten, die ihn hassen.
Er könnte diesen häßlichen Fleck wegwischen aus dem Weltenall,
aber er tut es nicht. Er steht heute noch am Räucheraltar und bringt
dem ewigen Vater die Gebete derer dar, die seine Hilfe erflehen.
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Die Seelen, die ihr Heil in Christus suchen, erhebt er über die
Anklagen und entzieht sie dem Bereich der bösen Zungen. Kein
Mensch und kein gefallener Engel kann diese Seelen herabsetzen.
Der Heiland verbindet sie mit seiner göttlich-menschlichen Natur.
Sie stehen neben dem großen Sündenträger in dem Licht, das vom
Thron Gottes hervorleuchtet. „Wer will die Auserwählten Gottes
beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will ver-
dammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch
auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.“
Römer 8,33.34
.
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