Seite 577 - Das Leben Jesu (1973)

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Ein verurteiltes Volk
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aller Zeiten. Alle, die die Ermahnungen und Warnungen des Gei-
stes Gottes mißachten, können in dem angekündigten Gericht über
Jerusalem ihr eigenes Schicksal erkennen.
Heute gibt es viele, die den gleichen Weg wandeln wie einst die
ungläubigen Juden. Sie haben die Offenbarungen der Macht Gottes
gesehen. Der Heilige Geist hat zu ihren Herzen gesprochen; aber
sie halten an ihrem Unglauben und an ihrem Widerstand fest. Gott
sendet ihnen Warnungen und Zurechtweisungen; doch sie wollen ihr
Unrecht nicht einsehen und verwerfen hartnäckig seine Botschaft
und seine Boten. Gerade die Mittel, die Gott zu ihrer Errettung
gebrauchen will, werden für sie zum Stein des Anstoßes.
Gottes Diener wurden von den abtrünnigen Israeliten gehaßt,
weil sie deren verborgene Sünden ans Licht brachten. Ahab be-
trachtete Elia als seinen Feind, weil der Prophet gewissenhaft die
geheimen Sünden des Königs rügte. So stößt auch heute der Die-
ner Christi, der die Sünde geißelt, auf Hohn und Widerstand. Die
Wahrheit der Heiligen Schrift, die Religion Christi muß gegen einen
starken Strom sittlicher Unreinheit kämpfen. Das Vorurteil gegen
das schlichte Bibelwort ist in den Herzen der Menschen noch größer
als zur Zeit Jesu. Der Heiland entsprach nicht den Erwartungen der
Menschen, sein Leben war ein einziger Vorwurf gegen ihre Sündhaf-
tigkeit. Darum verwarfen sie ihn. So stimmt auch die Wahrheit des
Wortes Gottes nicht mit den Handlungen und natürlichen Neigungen
der Menschen überein, und Tausende weisen das Licht der Wahrheit
ab. Von Satan beeinflußt, zweifeln die Menschen an Gottes Wort
und folgen lieber ihrem unabhängigen Urteil. Sie wählen lieber die
Dunkelheit als das Licht und gefährden dadurch ihre Seele. Jene,
die Christi Worte kritisieren, fanden immer neuen Anlaß zur Kritik,
bis sie sich von der Wahrheit und dem Leben abwandten. So ist es
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auch heute. Gott will nicht jeden Einwand, den das menschliche
Herz gegen seine Wahrheit macht, aus dem Wege räumen. Wer die
köstlichen Lichtstrahlen, die die Finsternis erhellen würden, ver-
wirft, bleibt für immer im Dunkel des Unglaubens. Ihnen ist die
Wahrheit verborgen. Sie wandeln im Finstern und erkennen nicht
das vor ihnen liegende Verderben.
Christus überschaute von der Höhe des Ölberges aus die Welt
und alle Zeitalter. Seine Worte sind auf jeden anwendbar, der die
Fürsprache der göttlichen Gnade geringschätzig behandelt. Heute