Seite 593 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 66: Kampf
Auf der Grundlage von
Matthäus 22,15-46
;
Markus 12,13-40
;
Lukas 20,20-47
.
Die Priester und Obersten hatten schweigend den scharfen Tadel
Christi gehört. Seine Anklagen vermochten sie nicht zurückzuwei-
sen. Aber nun waren sie noch entschlossener, ihn zu fangen. Deshalb
schickten sie Spione zu ihm, „die sich stellen sollten, als wären sie
fromm, auf daß sie ihn in seiner Rede fingen, damit sie ihn überant-
worten könnten der Obrigkeit und Gewalt des Landpflegers“.
Lukas
20,20
. Sie schickten nicht die alten Pharisäer vor, denen Jesus so oft
begegnet war, sondern junge Leute, die eifrig und fanatisch waren
und von denen sie meinten, Jesus kenne sie noch nicht. Einige der
Männer des Herodes begleiteten sie. Sie sollten Christi Worte hören,
um gegen ihn während des Gerichtsverfahrens aussagen zu können.
Die Pharisäer und Herodianer waren eigentlich erbitterte Feinde,
jetzt aber verband sie die Gegnerschaft zu Christus.
Die Pharisäer hatten sich stets gegen die erzwungenen Tribut-
leistungen an die Römer aufgelehnt. Sie meinten, solche Zahlungen
verstießen gegen das Gesetz Gottes. Jetzt sahen sie eine Gelegenheit,
Christus eine Falle zu stellen. Die Spione kamen zu ihm und fragten,
scheinbar aufrichtig, als ob sie nur wissen wollten, was ihre Pflicht
sei: „Meister, wir wissen, daß du aufrichtig redest und lehrest und
achtest keines Menschen Ansehen, sondern du lehrest den Weg Got-
tes recht. Ist‘s recht, daß wir dem Kaiser Steuer geben, oder nicht?“
Lukas 20,21.22
.
Die Worte: „Wir wissen, daß du aufrichtig redest und lehrest“,
wären ein wunderbares Zugeständnis gewesen, hätte man sie auf-
richtig gemeint. Sie sollten aber nur der Täuschung dienen. Ihr
Zeugnis war indessen trotzdem wahr. Die Pharisäer wußten sehr
wohl, daß Christus aufrichtig und recht lehrte, und sie werden einst
nach diesem Zeugnis gerichtet werden.
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