Seite 634 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 70: Der Geringste dieser meiner Brüder
Auf der Grundlage von
Matthäus 25,31-46
.
„Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herr-
lichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron
seiner Herrlichkeit, und werden vor ihm alle Völker versammelt wer-
den. Und er wird sie voneinander scheiden ...“
Matthäus 25,31.32
.
Auf dem Ölberg entwarf Jesus seinen Jüngern dieses Bild vom
großen Gerichtstag, und er schilderte dessen Bedeutung, die um
einen einzigen Punkt kreist: Wenn die Völker vor ihm versammelt
werden, wird es nur zwei Klassen von Menschen geben. Ihr ewiges
Schicksal wird allein davon abhängen, was sie ihm in der Gestalt
armer, leidender Mitmenschen getan oder verweigert haben.
An jenem Tage wird Christus den Menschen nicht zeigen, welch
großes Werk er durch die Hingabe seines Lebens zu ihrer Erlösung
vollbracht hat, sondern er wird würdigen, was sie in treuem Dienst
für ihn vollbracht haben. Zu denen zu seiner Rechten wird er sagen:
„Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das
euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig
gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und
ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt
mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet.
Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen
gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“
Matthäus 25,34-36
. Aber
jene, die Christus lobt, wissen gar nicht, daß sie ihm gedient haben.
Zu ihrer Überraschung antwortet er: „Was ihr getan habt einem unter
diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Matthäus
25,40
.
Jesus hatte seine Jünger wissen lassen, daß sie von allen Men-
schen gehaßt, verfolgt und gekränkt werden würden. Viele von ihnen
würden aus ihren Häusern vertrieben und der Armut ausgeliefert
werden. Andere wiederum gerieten durch Krankheit und Entbehrung
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in Not. Wieder andere würden ins Gefängnis geworfen werden. Al-
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