Seite 658 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
von Golgatha ist auf jeden Laib Brot geprägt; es spiegelt sich in
jeder Wasserquelle. Dies alles hat der Heiland gelehrt, indem er die
Sinnbilder seines großen Opfers einsetzte. Das Licht, das von dem
Passahmahl Jesu ausgeht, heiligt auch unsere tägliche Nahrung. Der
Familientisch wird dadurch zum Tisch des Herrn und jede Mahlzeit
ein heiliges Mahl.
Wieviel mehr aber entsprechen Jesu Worte unserem geistlichen
Leben! Christus erklärte: „Wer mein Fleisch isset und trinket mein
Blut, der hat das ewige Leben.“
Johannes 6,54
. Nur wenn wir das
Leben annehmen, das für uns am Kreuz dahingegeben wurde, kön-
nen wir ein Leben der Frömmigkeit führen. Wir empfangen dieses
Leben, indem wir uns zu seinem Wort bekennen, indem wir die
Dinge erfüllen, die er uns geboten hat. Dadurch werden wir eins
mit ihm. „Wer mein Fleisch isset“, sagte der Heiland, „und trinket
mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat
der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch,
wer mich isset, leben um meinetwillen.“
Johannes 6,56.57
. Diese
Schriftstelle zielt in einem ganz besonderen Sinn auf die Feier des
heiligen Abendmahles. Durch gläubiges Nachdenken über die Op-
fertat Jesu nimmt die Seele das geistliche Leben Christi in sich auf
und erhält durch jede Feier des Gedächtnismahles neue und größe-
re Kraft. Diese gottesdienstliche Handlung schafft eine lebendige
Verbindung des Gläubigen zu Christus und dadurch auch zum Vater.
Sie formt in einem besonderen Sinn eine Gemeinschaft zwischen
abhängigen Menschen und Gott.
Wenn wir das Brot und den Wein empfangen, die den zerbro-
chenen Leib und das vergossene Blut Christi versinnbilden, sind wir
in Gedanken mit dem Geschehen im oberen Saal verbunden. Wir
meinen dann durch den Garten Gethsemane zu gehen, der geweiht
ist durch den Todeskampf Jesu, welcher unser aller Sünden trug. Wir
sind Zeugen des Kampfes, der unsere Versöhnung mit Gott bewirkte.
Wir sehen den gekreuzigten Heiland mitten unter uns.
Schauen wir auf den gekreuzigten Erlöser, dann begreifen wir
erst völlig die Größe und Bedeutung des von der Majestät des Him-
mels dargebrachten Opfers. Der Heilsplan wird vor uns verherrlicht,
und der Gedanke an Golgatha erweckt lebendige und geheiligte
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Empfindungen in unserer Seele. Der Lobpreis Gottes und des Lam-
mes wohnt in unserem Herzen und erschallt von unseren Lippen;