Seite 795 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 83: Der Gang nach Emmaus
Auf der Grundlage von
Lukas 24,13-33
.
Am späten Nachmittag des Auferstehungstages gingen zwei
Jünger nach Emmaus, einer etwa zwölf Kilometer von Jerusalem
entfernt liegenden Kleinstadt. Diese Jünger waren im Dienste Jesu
nicht weiter in Erscheinung getreten; dennoch konnten sie als ernste
Gläubige gelten. Nach Jerusalem gekommen, um das Passahfest
zu feiern, waren sie bestürzt wegen der Ereignisse, die kürzlich
geschehen waren. Sie hatten am Morgen die Kunde gehört, daß Jesu
Leib aus dem Grabe verschwunden war, und hatten auch den Bericht
der Frauen vernommen, die die Engel gesehen und Jesus getroffen
haben wollten. Jetzt kehrten sie wieder nach Hause zurück, um über
alles nachzusinnen und zu beten. Mit traurigen Gedanken gingen
sie ihren abendlichen Weg dahin und unterhielten sich über das
Verhör und die Kreuzigung. Noch nie waren sie so völlig entmutigt
gewesen. Verzweifelt und verzagt wanderten sie im Schatten des
Kreuzes.
Sie waren noch nicht weit gekommen, da gesellte sich ein Frem-
der zu ihnen. Sie waren aber so sehr in ihrer Schwermut und ihrer
Enttäuschung gefangen, daß sie diesen Fremden nicht näher betrach-
teten. Sie setzten ihre Unterhaltung fort und tauschten ihre Gedanken
aus. Sie besprachen die Lehren, die ihnen Jesus erteilt hatte und die
sie nicht zu verstehen schienen. Als ihre Unterhaltung wieder auf
die jüngsten Ereignisse zurückkam, sehnte sich Jesus danach, sie zu
trösten. Er hatte ihren tiefen Kummer gesehen und verstand die wi-
derstreitenden, wirren Gedanken, die in ihnen die Frage aufkommen
ließen: Konnte dieser Mann, der sich so sehr erniedrigen ließ, der
Christus sein? Sie konnten ihren Kummer nicht mehr zurückhalten
und weinten. Jesus wußte, daß sie ihn sehr liebten, und es verlang-
te ihn danach, ihre Tränen abzuwischen und sie mit Fröhlichkeit
und Jubel zu erfüllen. Aber zuerst mußte er ihnen einige Lehren
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mitteilen, die sie nicht mehr vergessen würden.
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