Seite 808 - Das Leben Jesu (1973)

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Kapitel 85: Noch einmal am See Genezareth
Auf der Grundlage von
Johannes 21,1-22
.
Jesus hatte die Absicht, seine Jünger in Galiläa zu treffen. Bald
nach dem Ende der Passahwoche lenkten sie ihre Schritte dorthin.
Ihre Abwesenheit von Jerusalem während des Passahfestes wäre
ihnen als Abneigung und Abfall ausgelegt worden. Deshalb blie-
ben sie bis zum Schluß der Festwoche und eilten dann erst freudig
heimwärts, um ihren Herrn zu treffen, wie er es geboten hatte.
Sieben der Jünger wanderten zusammen. Sie waren in das
schlichte Gewand der Fischer gekleidet. Wohl waren sie arm an
irdischen Gütern, doch reich in der Erkenntnis und im Ausleben
der Wahrheit, was ihnen in himmlischer Sicht den höchsten Rang
als Lehrer eintrug. Sie hatten zwar keine Prophetenschulen besucht,
waren aber drei Jahre lang von dem besten Erzieher, den die Welt
je gekannt hat, unterrichtet worden. Unter seinem Einfluß waren
sie edler, verständiger und vollkommener geworden — Werkzeuge,
durch die andere Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit geführt
werden konnten.
Ein Großteil der Zeit, die Jesu Lehrtätigkeit einnahm, hatten sie
in der Nähe des Galiläischen Meeres verbracht. Als die Jünger sich
an einem Ort versammelten, wo sie kaum gestört werden konnten,
sahen sie sich immer wieder durch die Umgebung an Jesus und
seine mächtigen Taten erinnert. Auf diesem See war er ihnen, auf
den Wellen schreitend, zu Hilfe gekommen, als ihre Herzen sich
fürchteten und der wilde Sturm sie dem Untergang entgegentrieb.
Hier war der Sturm durch sein Wort gestillt worden. Sie konnten
den Strand überschauen, wo mehr als zehntausend Menschen mit
wenigen kleinen Broten und Fischen gespeist worden waren. Nicht
weit davon entfernt lag Kapernaum, der Schauplatz so vieler Wun-
der. Wie die Jünger so die Landschaft betrachteten, waren sie in
Gedanken ganz bei ihrem Heiland.
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