Seite 815 - Das Leben Jesu (1973)

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Noch einmal am See Genezareth
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es tatsächlich sein Wille wäre, daß jener Jünger nicht stürbe. Die
Zukunft von Johannes wie auch von Petrus lag in den Händen ihres
Herrn. Beiden jedoch war die Pflicht auferlegt, ihm im Gehorsam
zu folgen.
Wie viele Menschen heute gleichen dem Petrus! Sie kümmern
sich um die Angelegenheiten anderer und brennen darauf, deren
Pflichten kennenzulernen, während sie Gefahr laufen, ihre eigenen
Aufgaben zu vernachlässigen. Es kommt uns zu, auf Jesus zu schau-
en und ihm nachzufolgen. Im Leben und im Charakter anderer Men-
schen werden wir Fehler und Mängel entdecken. Die menschliche
Natur ist mit Schwachheit behaftet; in Jesus Christus aber werden
wir Vollkommenheit finden. Indem wir auf ihn sehen, werden wir
verwandelt werden.
Johannes erreichte ein sehr hohes Alter. Er erlebte die Zerstörung
Jerusalems und den Untergang des prächtigen Tempels — ein Sinn-
bild für die endgültige Vernichtung der Welt. Bis zu seinem Tode
folgte er treu seinem Herrn. Der wesentliche Inhalt seines Zeug-
nisses an die Gemeinden lautete: „Ihr Lieben, lasset uns einander
liebhaben; denn die Liebe ist von Gott ... und wer in der Liebe bleibt,
der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
1.Johannes 4,7.16
.
Petrus war wieder in sein Apostelamt eingesetzt worden, doch
die ihm von Christus zuteil gewordene Ehre und Vollmacht bedeute-
te keine Vorrangstellung gegenüber seinen Brüdern. Das hatte Jesus
klar herausgestellt, als er auf die Frage des Petrus „Was wird aber
mit diesem?“ die Antwort gab: „Was geht es dich an? Folge du mir
nach!“
Johannes 21,21.22
. Petrus wurde nicht als Haupt der Gemein-
de geehrt. Die Gnade, die ihm Jesus dadurch erwiesen hatte, daß er
ihm seinen Abfall vergab und ihm die Sorge für die Herde anver-
traute, sowie seine Treue in der Nachfolge Christi hatten Petrus das
Vertrauen seiner Brüder wiedergewonnen. Er besaß großen Einfluß
in der Gemeinde. Aber die Lehre, die ihm der Herr am Galiläischen
Meer erteilt hatte, bewahrte er für sein ganzes Leben. Unter dem
Einfluß des Heiligen Geistes schrieb er an die Gemeinden:
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„Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge
der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die
offenbart werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch befohlen
ist, nach Gottes Willen, nicht gezwungen, sondern willig nicht um
schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzensgrunde; nicht