Seite 831 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Kapitel 87: „Zu meinem Vater und zu eurem Vater“
Auf der Grundlage von
Lukas 24,50-53
;
Apostelgeschichte 1,9-12
.
Für Jesus war die Stunde gekommen, zu seines Vaters Thron
aufzusteigen. Als göttlicher Überwinder würde er mit dem Zeichen
des Sieges zu den himmlischen Höfen zurückkehren. Vor seinem
Tode hatte er seinem Vater erklärt: „Ich habe ... vollendet das Werk,
das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.“
Johannes 17,4
.
Nach seiner Auferstehung blieb er noch für kurze Zeit auf Erden,
damit seine Jünger ihn in seinem auferstandenen und verklärten Leib
kennenlernen konnten. Jetzt wollte er Abschied nehmen. Er hatte
unumstößlich bewiesen, daß er ein lebendiger Heiland ist. Seine
Nachfolger brauchten nun nicht länger an das Grab zu denken, wenn
sie an ihn dachten. Sie konnten ihren Meister als den in Erinnerung
behalten, der vor himmlischen Welten verklärt worden war.
Zum Schauplatz der Himmelfahrt wählte Jesus jenen Ort, der so
oft durch seine Gegenwart geheiligt worden war, als er noch unter
den Menschen weilte. Weder der Berg Zion, auf dem die Stadt Da-
vids lag, noch der Berg Morija, auf dem der Tempel stand, sollten
durch dieses Ereignis ausgezeichnet werden. Dort war Jesus gelä-
stert und verworfen worden; dort waren die Wellen der göttlichen
Barmherzigkeit an Herzen abgeprallt, die so hart wie Stein waren;
von dort war Jesus müde und mit schwerem Herzen fortgegangen,
um am Ölberg Ruhe zu finden. Als die Herrlichkeit Gottes vom
ersten Tempel gewichen war, hatte sie auf dem östlichen Berge ver-
weilt, als wollte sie die auserwählte Stadt nicht verlassen. Ebenso
stand Christus auf dem Ölberg und schaute wehmütigen Herzens
auf Jerusalem. Die Haine und Talmulden des Ölberges waren durch
seine Gebete und Tränen geheiligt worden. An den steilen Hän-
gen hatten sich die begeisterten Schreie der Menge gebrochen, die
ihn zum König ausrief. Auf der abfallenden Seite des Berges war
[835]
ihm bei Lazarus in Bethanien ein gastliches Heim geworden, und
im Garten Gethsemane am Fuße des Berges hatte er allein gebetet
827