Seite 167 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Kapitel 17: Jakobs Flucht und Verbannung
Durch Esaus Zorn mit dem Tode bedroht, verließ Jakob seines
Vaters Heim als Flüchtling; aber des Vaters Segen nahm er mit
sich. Isaak hatte ihm die Bundesverheißung wiederholt und ihm als
deren Erbe aufgetragen, sich eine Frau aus der Familie seiner Mutter
in Mesopotamien zu suchen. Doch begann Jakob seine einsame
Wanderung mit bekümmertem Herzen. Nur mit einem Stabe in der
Hand mußte er Hunderte von Kilometern durch ein Land ziehen, das
wilde Räuberstämme bewohnten. In seiner Gewissensnot und Angst
mied er die Menschen, damit sein erzürnter Bruder ihm nicht auf die
Spur käme. Er fürchtete, den verheißenen Segen Gottes für immer
verloren zu haben, und sogleich war Satan da, ihn mit Versuchung
zu bedrängen.
Am Abend des zweiten Tages war er schon ziemlich weit von den
Zelten seines Vaters entfernt. Er fühlte sich als Ausgestoßener und
wußte doch zugleich, daß diese ganze Not durch eigenes falsches
Verhalten über ihn hereingebrochen war. Dunkle Verzweiflung la-
stete auf ihm, und er wagte kaum zu beten. Aber er war dermaßen
einsam, daß er die Notwendigkeit des göttlichen Schutzes wie nie
zuvor empfand. Unter Tränen und in tiefer Demut bekannte er seine
Sünde und flehte um ein Zeichen, daß er nicht gänzlich verlassen
sei. Noch fand sein beladenes Herz keine Erleichterung. Er hatte
all sein Selbstvertrauen verloren und fürchtete, daß der Gott seiner
Väter ihn verworfen habe.
Aber Gott verließ Jakob nicht. Seine Gnade breitete sich dennoch
über seinen irrenden, kleingläubigen Knecht. Der Herr offenbarte
sich ihm voll Mitleid gerade als das, was Jakob brauchte, nämlich als
Erlöser. Er hatte gesündigt, aber sein Herz wurde von Dankbarkeit
erfüllt, als ihm ein Weg offenbart wurde, auf dem er die Gnade
Gottes wieder erlangen konnte.
[161]
Ermüdet von seiner Reise, streckte sich der Wanderer auf dem
Erdboden aus mit einem Stein als Kissen. Während er schlief, sah
er eine helle, strahlende Leiter, deren unteres Ende auf der Erde
163