Seite 186 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 19: Die Rückkehr nach Kanaan
Nachdem er den Jordan überquert hatte, „kam Jakob wohlbehal-
ten zu der Stadt Sichem, die im Lande Kanaan liegt“.
1.Mose 33,18
.
Gott hatte sein Gebet bei Bethel, ihn in Frieden wieder in die Heimat
zu bringen, erhört. Eine Zeitlang blieb Jakob im Tale von Sichem.
Hier hatte ja vor über hundert Jahren Abraham sein erstes Lager
aufgeschlagen und im Lande der Verheißung den ersten Altar er-
richtet. Jakob „kaufte das Land, wo er sein Zelt aufgeschlagen hatte,
von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, um hundert Gold-
stücke und errichtete dort einen Altar und nannte ihn ‚Gott ist der
Gott Israels.‘“
1.Mose 33,19.20
. Wie Abraham errichtete er neben
seinem Zelt einen Altar und versammelte um ihn alle Hausgenossen
zum Morgen- und Abendopfer. Hier grub er den Brunnen, zu dem
siebzehn Jahrhunderte später der Heiland kam, Jakobs Nachkomme,
um in der Mittagshitze auszuruhen und seinen Zuhörern von dem
Wasser zu erzählen, „das in das ewige Leben quillt“.
Johannes 4,14
.
Der Aufenthalt Jakobs und seiner Söhne bei Sichem endete mit
Gewalttat und Blutvergießen. Über die einzige Tochter der Familie
kam Schande und Kummer, zwei Brüder wurden in Mord verwickelt,
eine ganze Stadt geriet in Verderben und Gemetzel, und das alles
als Vergeltung für die Zügellosigkeit eines unbesonnenen jungen
Mannes. Es begann damit, daß Jakobs Tochter Dina ausging, „die
Töchter des Landes zu sehen“.
1.Mose 34,1
. Sie wagte es, sich in
Geselligkeit mit den Gottlosen einzulassen, und das hatte solche
schrecklichen Folgen. Wer sein Vergnügen bei denen sucht, die
keine Ehrfurcht vor Gott haben, begibt sich auf Satans Gebiet und
fordert Versuchungen geradezu heraus.
Simeons und Levis hinterlistige Grausamkeit hatte schon ihren
Grund. Aber in der Art und Weise, wie sie mit den Einwohnern
Sichems verfuhren, begingen sie eine schwere Sünde. Wohlweislich
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hatten sie ihre Absicht vor Jakob geheimgehalten, so daß ihn die
Nachricht von ihrer Rache mit Entsetzen erfüllte. Zutiefst getroffen
von der Tücke und Gewalttätigkeit seiner Söhne sagte er nur: „Ihr
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