Seite 206 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 21: Joseph und seine Brüder
Mit Beginn der fruchtbaren Jahre setzten die Vorbereitungen für
die nahende Hungersnot ein. Unter Josephs Leitung wurden an allen
wichtigen Orten ganz Ägyptens riesige Vorratshäuser errichtet und
umfangreiche Vorkehrungen getroffen, den Überfluß der erwarteten
Ernten unterzubringen. Diese Maßnahmen wurden in den sieben
Jahren der Fülle ununterbrochen fortgesetzt, bis sich die Menge des
eingelagerten Getreides überhaupt nicht mehr berechnen ließ.
Und dann begannen nach Josephs Voraussage die sieben Jahre
der Dürre. „Da fingen an die sieben Hungerjahre zu kommen, wie
Joseph gesagt hatte. Und es ward eine Hungersnot in allen Landen,
aber in ganz Ägyptenland war Brot. Als nun ganz Ägyptenland auch
Hunger litt, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Aber der Pharao
sprach zu allen Ägyptern: Geht hin zu Joseph; was der euch sagt,
das tut. Als nun im ganzen Lande Hungersnot war, tat Joseph alle
Kornhäuser auf und verkaufte den Ägyptern.“
1.Mose 41,54-56
.
Die Teuerung dehnte sich bis nach Kanaan aus, und auch in der
Gegend, wo Jakob wohnte, litt man schwer darunter. Als Jakobs
Söhne hörten, daß der ägyptische König reiche Vorsorge getroffen
hatte, wanderten zehn von ihnen dorthin, um Getreide zu kaufen. Bei
der Ankunft wurden sie zum Bevollmächtigten des Königs gewiesen,
und mit anderen Bittstellern meldeten sie sich beim Herrscher des
Landes. „Als nun seine Brüder kamen, fielen sie vor ihm nieder
zur Erde auf ihr Antlitz ... Aber wiewohl er sie erkannte, erkannten
sie ihn doch nicht.“
1.Mose 42,6.8
. Sein hebräischer Name war
vom König durch einen anderen ersetzt worden. Zudem bestand
wenig Ähnlichkeit zwischen dem ersten Minister Ägyptens und dem
Jüngling, den sie an die Ismaeliten verkauft hatten. Als Joseph sah,
wie sich seine Brüder verneigten und ihm huldigten, kamen ihm
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seine Träume in den Sinn, und die Ereignisse der Vergangenheit
standen wieder lebendig vor ihm. Sein scharfes Auge überblickte
die Gruppe und entdeckte, daß Benjamin nicht bei ihnen war. War
auch er ein Opfer der unmenschlichen Grausamkeit dieser Männer
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