Seite 226 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 22: Mose
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Um sich während der Hungersnot ernähren zu können, hatten
die Ägypter ihr Vieh und ihre Felder der Krone verkauft. Schließlich
verpflichteten sie sich zu dauernder Leibeigenschaft. Aber Joseph
hatte Vorsorge für ihre Freilassung getroffen. Er gestattete ihnen,
Pächter des Königs zu werden, die ihr Land von ihm zurückbekamen
und dafür ein Fünftel ihrer Erzeugnisse als Jahresgabe bezahlten.
Jakobs Kinder wurden dagegen nicht gezwungen, solche Bedin-
gungen einzugehen. Mit Rücksicht auf die Dienste, die Joseph dem
ägyptischen Volk geleistet hatte, überließ man ihnen nicht nur einen
Teil des Landes als Heimat, sie waren auch frei von Steuern und wur-
den während der Zeit der Hungersnot reichlich mit Nahrung versorgt.
Der König erkannte öffentlich an, daß Ägypten durch das gnädige
Eingreifen des Gottes Josephs Überfluß hatte, während andere Völ-
ker durch Hunger zugrunde gingen. Er sah auch, daß das Land unter
Josephs Führung sehr reich geworden war, und aus Dankbarkeit
erwies er der Familie Jakobs sein königliches Wohlwollen.
Aber die Zeit verging, und der mächtige Mann, dem Ägypten
so viel verdankte, und seine Zeitgenossen, die den Segen seines
Wirkens erlebt hatten, sanken ins Grab. Und dann „kam ein neuer
König auf in Ägypten, der wußte nichts von Joseph“.
2.Mose 1,8
.
Nicht, daß er Josephs Verdienste um das Land nicht gekannt hätte,
er wollte sie jedoch nicht anerkennen und sie soweit wie möglich in
Vergessenheit geraten lassen. So sprach er zu seinem Volk: „Siehe,
das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen
sie mit List niederhalten, daß sie nicht noch mehr werden. Denn
wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden
schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen.“
2.Mose 1,9.10
.
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Die Israeliten waren inzwischen recht zahlreich geworden. Sie
„wuchsen ... und zeugten Kinder und mehrten sich und wurden über-
aus stark, so daß von ihnen das Land voll ward“.
2.Mose 1,7
. Unter
Josephs fördernder Obhut und dem Wohlwollen des damaligen Kö-
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