Seite 426 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 40: Bileam
Nach der Rückkehr von der Eroberung Basans lagerte Israel
oberhalb der Jordanmündung am Toten Meer gegenüber der Ebene
Jericho. Man war dabei, den Einzug nach Kanaan vorzubereiten,
der unmittelbar darauf erfolgen sollte. Sie standen zur Zeit an den
Grenzen der Moabiter, denen ihre Nähe keinen geringen Schrecken
einjagte.
Israel hatte sie zwar nie beunruhigt; trotzdem verfolgten die Moa-
biter alles, was sich in den Nachbarländern abspielte, mit sorgenvol-
len Ahnungen. Die Amoriter, vor denen sie sich hatten zurückziehen
müssen, waren schon von den Israeliten besiegt, die außerdem auch
schon das Gebiet besaßen, das die Amoriter vorher Moab entris-
sen hatten. Basans Heer war vor der geheimnisvollen Macht in der
Wolkensäule zurückgewichen, und die Hebräer hatten deren gewal-
tige Festungen eingenommen. Die Moabiter wagten keinen Angriff
auf sie; denn angesichts der übernatürlichen Kräfte, die für Israel
stritten, erschien ihnen der Ruf zu den Waffen sinnlos. Aber wie es
Pharao einst versucht hatte, so beschlossen auch sie, Gottes Werk
mit Zauberkünsten zu vereiteln. Sie wollten einen Fluch über Israel
zuwege bringen.
Die Völker Moab und Midian waren durch Volkstum und Reli-
gion eng miteinander verbunden. So erweckte Balak, Moabs König,
die Furcht des verwandten Volkes und warb um dessen Mitwirkung
bei seinen Plänen durch die Botschaft: „Nun wird dieser Haufe auf-
fressen, was um uns herum ist, wie ein Rind das Gras auf dem Felde
abfrißt.“
4.Mose 22,4
. Von Bileam, einem Mann aus Mesopotami-
en, ging die Rede, er besitze übernatürliche Kräfte; und dieser Ruf
war bis nach Moab gedrungen. Ihn beschloß man um Beistand zu
bitten. Also sandte man eine Botschaft aus den Ältesten der Moabi-
ter und Midianiter zu ihm, um sich seiner Wahrsagerei und seiner
Zauberkünste gegen Israel zu bedienen.
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Die Gesandten brachen sofort zu ihrer langen Reise über das
Gebirge und durch die Einöden Mesopotamiens auf. Als sie Bileam
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