Seite 440 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 41: Der Abfall am Jordan
Freudig und mit neuem Glauben an Gott waren Israels siegreiche
Heere aus Basan zurückgekehrt. Sie hatten bereits wertvolles Gebiet
gewonnen und rechneten zuversichtlich mit der bevorstehenden Er-
oberung Kanaans. Zwischen ihnen und dem verheißenen Lande lag
nur noch der Jordan. Jenseits des Flusses war eine fruchtbare, mit
frischem Grün bedeckte und aus reichen Quellen bewässerte Ebene.
Üppige Palmen spendeten Schatten. Am Westrande erhoben sich die
Türme und Paläste Jerichos, eingebettet in Palmenhaine, so daß man
sie „Palmenstadt“ (
5.Mose 34,3
) nannte.
Auch auf der Ostseite des Jordans, zwischen dem Fluß und dem
hohen Tafelland, das sie gerade durchquert hatten, lag eine mehrere
Kilometer breite Ebene, die sich am Fluß entlangzog. Dieses ge-
schützte Tal hatte tropisches Klima; hier wuchs die Schittim oder
Akazie, die der Ebene den Namen „Tal von Schittim“ (vgl.
4.Mo-
se 25,1
) gab. In dieser Gegend schlugen die Israeliten ihr Lager
auf, und die Akazienhaine am Flußufer bildeten einen angenehmen
Zufluchtsort.
Aber mitten in dieser reizvollen Umgebung sollten sie einem
Übel begegnen, das tödlicher war als mächtige, bewaffnete Heere
oder die Raubtiere der Wüste. Die Einwohner hatten das Land, das
so reich an natürlichen Vorzügen war, entweiht. Beim öffentlichen
Baalskult, der Hauptgottheit, spielten sich ständig entwürdigende,
lasterhafte Dinge ab. Überall gab es Stätten, die für ihre Abgöt-
terei und Ausschweifung bekannt waren, und deren Namen allein
schon die Schlechtigkeit und Verderbtheit des Volkes vielsagend
andeuteten.
Diese Umgebung übte einen schlechten Einfluß auf die Israeliten
aus. Sie wurden mit dem schlimmen Gedankengut vertraut, auf
das sie fortwährend hingewiesen wurden; aber auch ihr bequemes,
untätiges Leben hatte entsittlichende Wirkung. Ohne daß es ihnen
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recht bewußt wurde, wichen sie von Gott ab und gerieten in eine
Verfassung, in der sie zur leichten Beute der Versuchung wurden.
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