Seite 485 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 46: Segen und Fluch
Nach der Urteilsvollstreckung an Achan erhielt Josua den Be-
fehl, seine Kriegsleute neu aufzustellen und noch einmal gegen Ai
vorzurücken. Diesmal war Gottes Kraft mit ihnen, und bald waren
sie im Besitz der Stadt.
Nun wurden die Kriegshandlungen eine Zeitlang unterbrochen,
damit ganz Israel an einem feierlichen Gottesdienst teilnehmen konn-
te. Das Volk sehnte sich danach, in Kanaan Fuß zu fassen. Es hatte
ja bis dahin weder Heime noch Grund und Boden für seine Familien;
um das zu erreichen, mußte es erst die Kanaaniter vertreiben. Aber
diese wichtige Aufgabe wurde zunächst zurückgestellt, weil eine
höhere Pflicht vorerst die besondere Aufmerksamkeit erforderte.
Ehe sie das Erbe in Besitz nahmen, mußten die Israeliten ihr
Treuebündnis mit Gott erneuern. In seinen letzten Unterweisungen
hatte Mose ihnen zweimal gesagt, daß sich die Stämme bei Sichem
auf den Bergen Ebal und Garizim zur feierlichen Anerkennung des
Gesetzes Gottes versammeln sollten. Dieser Anweisung folgten
sie nun. Das ganze Volk — nicht nur die Männer, sondern Frauen,
Kinder und die Fremdlinge, die mit ihnen zogen (vgl.
Josua 8,35
) —
verließ das Lager bei Gilgal und marschierte durch das Gebiet seiner
Feinde ins Tal Sichem, etwa dem Mittelpunkt des Landes. Obwohl
von unbesiegten Feinden umgeben, konnten sie sich unter Gottes
Schutz sicher fühlen, solange sie ihm treu blieben. Wie zur Zeit
Jakobs kam auch jetzt „ein Gottesschrecken über die Städte, die um
sie her lagen“ (
1.Mose 35,5
), und die Hebräer blieben unbehelligt.
Der für diesen feierlichen Gottesdienst ausersehene Ort war
schon durch die Beziehung zur Geschichte ihrer Väter geheiligt.
Hier hatte Abraham seinen ersten Altar im Lande Kanaan errichtet;
Abraham und Jakob hatten an dieser Stätte ihre Zelte aufgeschlagen,
und Jakob hatte das Feld gekauft, auf dem die Stammesangehörigen
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Josephs Leichnam beerdigen sollten. Und an diesem Ort waren auch
Jakobs Brunnen und die Eiche zu finden, unter der er die Götzenbil-
der seiner Familie vergraben hatte.
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