Seite 516 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 51: Gottes Sorge für die Armen
Zur Förderung der gottesdienstlichen Versammlungen und auch
zur Versorgung der Armen wurde ein zweiter Zehnter von allem
Einkommen erhoben. Von dem ersten hatte der Herr gesagt: „Den
Kindern Levi aber habe ich alle Zehnten gegeben in Israel.“ Aber für
den zweiten ordnete er an: Du „sollst davon essen vor dem Herrn,
deinem Gott, an der Stätte, die er erwählt, daß sein Name daselbst
wohne, nämlich vom Zehnten deines Getreides, deines Weins, deines
Öls und von der Erstgeburt deiner Rinder und deiner Schafe, auf daß
du fürchten lernst den Herrn, deinen Gott, dein Leben lang“.
4.Mose
18,21
;
5.Mose 14,23
. Diesen Zehnten oder seinen Gegenwert in
Geld mußten sie jeweils zwei Jahre lang zum Heiligtum bringen.
Nachdem die Spender Gott ein Dankopfer dargebracht und dem
Priester einen bestimmten Teil davon gegeben hatten, sollten sie das
übrige zu einem Fest verwenden, an dem die Leviten, die Fremd-
linge, Waisen und Witwen teilnahmen. So wurde für die Dankopfer
und Festmahle bei den Jahresfeiern gesorgt und das Volk von den
Priestern und Leviten in ihre Gemeinschaft mit einbezogen, damit
es Belehrung und Aufmunterung zum Dienst für Gott erhielte.
In jedem dritten Jahr aber sollte dieser zweite Zehnte daheim
zum Unterhalt der Leviten und der Armen benutzt werden, wie
Mose gesagt hatte, „daß sie in deiner Stadt essen und satt werden“.
5.Mose 26,12
. Dieser Zehnte schuf einen gewissen Geldvorrat für
Wohltätigkeitszwecke und Gastlichkeit.
Noch auf eine weitere Art wurde für die Armen gesorgt. Abge-
sehen von der Anerkennung der göttlichen Forderungen, zeichnet
nichts die mosaischen Gesetze mehr aus als die großmütige, nach-
sichtige und gastfreie Gesinnung gegenüber den Armen. Wohl hatte
Gott seinem Volk reichen Segen verheißen, aber es war nicht seine
Absicht, daß ihnen Armut völlig unbekannt blieb. Er sagte ihnen
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ausdrücklich, es werde immer Arme im Lande geben, die Mitge-
fühl und Wohlwollen bei den andern wachriefen. Damals wie heute
erlitten Menschen Unglück, Krankheit und Verlust ihres Besitzes.
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