Seite 555 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 55: Samuels Kindheit
Elkana, ein Levit vom Gebirge Ephraim, war ein wohlhabender,
einflußreicher Mann, der den Herrn liebte und fürchtete. Auch seine
Frau Hanna war aufrichtig fromm, dabei freundlich und bescheiden,
von tiefem Ernst und großem Glauben beseelt.
Aber der Segen, den sich jeder Hebräer sehnlichst wünschte,
war diesem frommen Paar versagt. In ihrem Heim hörte man keine
fröhlichen Kinderstimmen; und der Wunsch, seinen Namen nicht
aussterben zu lassen, hatte den Mann — wie viele andere — dazu
bewegt, eine zweite Ehe einzugehen. Aber dieser Entschluß brachte
kein Glück, weil er aus Mangel an Gottvertrauen entstand. Wohl gab
es nun Söhne und Töchter im Haus, aber die Freude und Schönheit
der von Gott gestifteten Ehe waren gestört und der häusliche Friede
dahin. Peninna, die zweite Frau, war eifersüchtig und engherzig,
zudem stolz und anmaßend. Hannas Fall schien hoffnungslos und
das Leben nur noch eine schwere Last für sie zu sein. Doch sie ertrug
die Prüfung mit Sanftmut und ohne zu klagen.
Elkana beobachtete die religiösen Verordnungen gewissenhaft.
Der Gottesdienst in Silo bestand noch immer; aber infolge man-
gelhafter Verwaltung des Heiligtums nahm man Elkanas Dienste,
obwohl er Levit war, nicht in Anspruch. Dennoch ging er mit seiner
Familie stets zu den vorgeschriebenen Versammlungen hinauf, um
anzubeten und zu opfern.
Aber sogar während der religiösen Festlichkeiten, die man mit
dem Gottesdienst verband, machte sich der böse Geist bemerkbar,
mit dem sein Heim belastet war. Nach dem Dankopfer versammelte
sich die ganze Familie nach alter Gewohnheit zu einem feierlichen,
doch frohen Mahl. Bei diesen Gelegenheiten bot Elkana der Mutter
seiner Kinder je ein Stück vom Opferfleisch für sie und ihre Söhne
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und Töchter. Hanna aber gab er zum Zeichen seiner Hochachtung ein
doppeltes Teil, um anzudeuten, daß seine Gefühle für sie die gleichen
waren, als hätte sie einen Sohn. Brennend vor Eifersucht forderte die
zweite Frau diese Auszeichnung, da sie von Gott höher begnadet sei.
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