Seite 56 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 5: Kain und Abel
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Adams Söhne Kain und Abel unterschieden sich wesensmäßig
stark voneinander. Abel war Gott treugesinnt. Er sah im Walten
des Schöpfers Gerechtigkeit und Gnade und war dankbar für die
Hoffnung auf Erlösung. In Kain dagegen regten sich Gefühle der Em-
pörung. Er begehrte auf, weil Gott Erde und Menschen um Adams
Sünde willen verflucht hatte. Er ließ seinen Gedanken freie Bahn
in derselben Richtung, die vorher zu Satans Fall geführt hatte, weil
er Gottes Gerechtigkeit und Glaubwürdigkeit überheblich in Frage
stellte.
Wie Adam vor ihnen, so wurden diese beiden Brüder auf die
Probe gestellt, ob sie dem Wort Gottes glauben und ihm gehorchen
würden. Sie waren mit dem Erlösungsplan vertraut und verstanden
die verordneten Opfer. Sie wußten, daß sie damit ihren Glauben an
den Retter bekunden sollten, den die Opfer versinnbildeten und von
dem ihre Vergebung voll und ganz abhing. Ferner war ihnen klar,
daß sie ihr gehorsames Eingehen auf den Willen Gottes bekundeten,
indem sie sich in dessen Plan zu ihrer Erlösung willig einfügten.
Ohne Blutvergießen gab es keine Sündenvergebung. Ihr Glaube
an das Blut Christi als das verheißene Sühnemittel sollte seinen
Ausdruck darin finden, daß sie die Erstlinge der Herde opferten.
Außerdem waren die Erstlingsfrüchte des Feldes als Dankopfer
bestimmt.
Beide Brüder errichteten einander gleichende Altäre, und jeder
brachte ein Opfer, Abel nach den Anweisungen des Herrn ein Tier
seiner Herde. „Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer.“
1.Mose 4,4
. Feuer fiel vom Himmel und verzehrte es. Aber Kain
mißachtete den ausdrücklichen Befehl des Herrn und opferte nur
Früchte. Und kein Zeichen vom Himmel machte deutlich, daß es an-
genommen wurde. Abel bat seinen Bruder, sich Gott in der von ihm
verordneten Weise zu nahen. Aber seine Bitten bestärkten Kain nur
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noch mehr darin, nach eigenem Ermessen zu handeln. Als der Ältere
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