Seite 633 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 64: David als Flüchtling
Nachdem David den Goliath erschlagen hatte, behielt ihn Saul
bei sich; er wollte ihn nicht in sein Vaterhaus zurückgehen lassen.
Und es „verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids,
und Jonathan gewann ihn lieb wie sein eigenes Herz“. Jonathan und
David schlossen einen Bruderbund, und der Königssohn „zog seinen
Rock aus, den er anhatte, und gab ihn David, dazu seine Rüstung,
sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gurt“. David wurde mit
verantwortungsvollen Aufgaben betraut, doch auch dabei blieb er
bescheiden und erwarb sich die Zuneigung des ganzen Volkes und
des königlichen Hofes.
„David zog in den Kampf und richtete alles recht aus, wohin
Saul ihn auch sandte. Und Saul setzte ihn über die Kriegsleute.“
1.Samuel 18,1-5
. David war umsichtig und gewissenhaft, und Gottes
Segen war offensichtlich mit ihm. Zeitweise erkannte Saul seine
Unfähigkeit, Israel zu regieren, und er ahnte, daß sein Königtum
sicherer war, wenn er jemanden um sich hatte, der Unterweisungen
vom Herrn empfing. Er erhoffte damit auch für sich selbst Sicherheit.
David lebte unter Gottes Gnade und Schirm, seine Nähe konnte daher
auch Saul schützen, wenn sie gemeinsam in den Krieg zogen.
Gottes Vorsehung hatte David mit Saul zusammengeführt. Da-
vids Stellung am Hofe vermittelte ihm Kenntnisse über die Staatsge-
schäfte und bereitete ihn so für sein künftiges hohes Amt vor. Sie
ermöglichte es ihm, das Vertrauen des Volkes zu gewinnen. Das
Unrecht und die Schwierigkeiten, die ihm aus Sauls Feindschaft er-
wuchsen, ließen ihn so recht seine Abhängigkeit von Gott empfinden
und seine Zuversicht auf ihn setzen. Aber auch die Freundschaft
Jonathans mit David entsprach der Fügung Gottes; sie rettete dem
künftigen Herrscher das Leben. In allen diesen Dingen verwirklichte
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Gott seine gnädigen Absichten mit David und dem Volke Israel.
Doch Saul blieb nicht lange freundlich zu David. Als sie beide
aus der Philisterschlacht heimkehrten, geschah es, „daß die Frauen
aus allen Städten Israels herausgingen mit Gesang und Reigen dem
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