Seite 664 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Im Altertum beruhten nahezu alle Formen von Zauberei oder
Hexerei auf dem Glauben, man könne Verbindung mit den Toten
aufnehmen. Diese vermeintlichen Totenbeschwörer behaupteten, sie
hätten Umgang mit den Geistern der Verstorbenen und erführen von
ihnen künftige Ereignisse. Auf diesen Brauch der Totenbefragung
bezieht sich die Weissagung Jesajas: „Wenn sie aber zu euch sagen:
Ihr müßt die Totengeister und Beschwörer befragen, die da flüstern
und murmeln, so sprecht: Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen?
Oder soll man für Lebendige die Toten befragen?“
Jesaja 8,19
.
Dieser Glaube an die Verbindung mit den Toten bildete den
Grundpfeiler des heidnischen Götzendienstes. Die Geister verstor-
bener Helden werden, so meinte man, zu Gottheiten erhoben. Die
Religion der Heiden war Totenverehrung. Das geht klar aus der
Schrift hervor. In dem Bericht über Israels Sünde bei Beth-Peor wird
gesagt: „Israel lagerte in Schittim. Da fing das Volk an zu huren
mit den Töchtern der Moabiter; die luden das Volk zu den Opfern
ihrer Götter. Und das Volk aß und betete ihre Götter an. Und Israel
hängte sich an den Baal-Peor.“
4.Mose 25,1-3
. Der Psalmist läßt uns
wissen, welcher Art von Göttern diese Opfer dargebracht wurden.
Er bezieht sich dabei auf den erwähnten Abfall der Israeliten und
sagt: „Sie hängten sich an den Baal-Peor und aßen von den Opfern
für die Toten.“
Psalm 106,28
.
Die Vergöttlichung der Toten und der vermeintliche Umgang mit
ihnen spielten in fast jeder heidnischen Religion eine bedeutende
Rolle. Man glaubte, die Götter bekundeten den Menschen ihren
Willen und erteilten auf Befragen Rat. Dieser Art waren auch die
berühmten Orakel der Griechen und Römer.
Sogar in Ländern angeblich christlichen Bekenntnisses glaubt
man noch an solche Dinge. Unter der Bezeichnung „Spiritismus“ hat
das Befragen der Toten weite Verbreitung gefunden. Er zielt darauf
ab, die Zuneigung derer zu gewinnen, die einen lieben Menschen
ins Grab legen mußten. Manchmal erscheinen ihnen Geistwesen in
der Gestalt des verstorbenen Freundes, schildern Vorfälle aus dessen
Leben und geben sich wie zu Lebzeiten. Auf diese Weise verführen
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sie die Menschen zu dem Glauben, ihre verstorbenen Lieben seien
nun Engel, die um sie schweben und mit ihnen Verbindung haben.
Diese vermeintlichen Dahingeschiedenen, deren Äußerungen man