Seite 88 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kapitel 8: Nach der Flut
Die Gewässer stiegen bis fünfzehn Ellen über die höchsten Berge.
Oft schien es der Familie in der Arche, als müsse sie umkommen.
Fünf lange Monate war ihr Schiff scheinbar der Gewalt von Wind und
Wellen ausgesetzt. Es war eine schwere Prüfungszeit, aber Noahs
Glaube wankte nicht, denn er hatte die Gewißheit, daß Gottes Hand
am Steuer war.
Als die Wasser allmählich fielen, trieb die Arche an einen Platz,
der von schützenden Bergen umgeben war, die Gottes Macht bewahrt
hatte. In diesen ruhigen Hafen gelangte sie nun und wurde nicht
mehr auf dem grenzenlosen Ozean umhergeworfen. Das bedeutete
für die müden, sturmgeschüttelten Bewohner der Arche eine Wohltat.
Unruhig warteten Noah und die Seinen auf das Abnehmen des
Wassers. Sie sehnten sich danach, wieder festen Boden unter den
Füßen zu haben. Vierzig Tage nachdem die Bergspitzen wieder zu
sehen waren, schickten sie einen Raben aus, also einen Vogel mit
schneller Orientierung. Durch ihn wollten sie feststellen, ob die Erde
trocken geworden war. Da er nichts als Wasser fand, kehrte er immer
wieder zur Arche zurück. Sieben Tage später sandten sie eine Taube
aus. Da auch sie keinen festen Boden fand, kam sie zur Arche zurück.
Noah wartete weitere sieben Tage und ließ die Taube erneut hinaus.
Als sie gegen Abend mit einem Ölblatt im Schnabel zurückkam,
herrschte große Freude. Später „tat Noah das Dach von der Arche
und sah, daß der Erdboden trocken war“.
1.Mose 8,13
. Doch wartete
er geduldig ab. Wie er auf Gottes Befehl die Arche betreten hatte, so
würde er sie nicht ohne besondere Anweisung verlassen.
Schließlich kam ein Engel vom Himmel herab, öffnete die schwe-
re Tür und gebot dem Patriarchen und seinen Angehörigen, hinaus-
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zutreten und alle Lebewesen mitzunehmen. In der Freude über ihre
Befreiung vergaß Noah aber den nicht, dessen gnädige Fürsorge sie
bewahrt hatte. Nach dem Verlassen der Arche baute er deshalb als
erstes einen Altar und opferte von jeder Art reiner Tiere und Vögel.
So bekundete er dem Herrn seine Dankbarkeit für die Errettung
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