Seite 308 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Kapitel 37: Paulus letzte Reise nach Jerusalem
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Auf der Grundlage von
Apostelgeschichte 20,4-21,16
.
Paulus wünschte sehnlichst, Jerusalem noch vor dem Passafest zu
erreichen, damit er mit Leuten, die aus allen Teilen der Welt das Fest
besuchen würden, zusammentreffen könnte. Er hegte die Hoffnung,
daß es ihm irgendwie möglich wäre, zur Beseitigung des Vorurteils
seiner Ungläubigen Landsleute beizutragen, damit sie dahin geführt
würden, das köstliche Licht des Evangeliums anzunehmen. Zum
andern wollte er mit der Gemeinde zu Jerusalem zusammenkom-
men, um ihnen die Gaben zu überreichen, die die nichtjüdischen
Gemeinden den armen Brüdern in Judäa sandten. Schließlich hoffte
er durch diesen Besuch ein festeres Band zu knüpfen zwischen den
zum Glauben bekehrten Juden und den Christen aus den Heiden.
Als er sein Werk in Korinth beendet hatte, beschloß er, unmit-
telbar zu einem der Häfen an der Küste Palästinas zu reisen. Als
alle Vorbereitungen bereits getroffen waren und er sich an Bord des
Schiffes begeben wollte, erhielt er die Mitteilung, daß die Juden
einen Anschlag gegen ihn geplant hatten. Bisher war es diesen Wi-
dersachern des Glaubens trotz aller Bemühungen nicht gelungen,
der Arbeit des Apostels ein Ende zu machen.
Der Erfolg der Evangeliumsverkündigung hatte jedoch den Zorn
der Juden aufs neue erregt. Von überallher trafen Berichte über die
weitere Ausbreitung der neuen Lehre ein, die die Juden von den
Bräuchen des Zeremonialgesetzes entband und den Nichtjuden die
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gleichen Rechte mit den Juden als den Kindern Abrahams einräumte.
Diese Grundsätze hatte Paulus in seinen Predigten zu Korinth mit
demselben Nachdruck vertreten wie in seinen Briefen. Seine eindeu-
tige Feststellung: „Da ist nicht mehr Grieche, Jude, Beschnittener,
Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles
und in allen Christus“ (
Kolosser 3,11
), wurde von seinen Feinden
als verwegene Lästerung angesehen. Deshalb beschlossen sie, seine
Stimme zum Schweigen zu bringen.
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