Seite 331 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Kapitel 39: Das Verhör zu Cäsarea
Auf der Grundlage von
Apostelgeschichte 24
.
Fünf Tage nach der Ankunft des Paulus in Cäsarea trafen seine
Verkläger aus Jerusalem dort ein, begleitet von Tertullus, einem Red-
ner, den sie sich zum Anwalt genommen hatten. Der Fall kam schnell
zur Verhandlung. Paulus wurde vor die Versammelten gebracht, und
dann „fing Tertullus an, ihn zu verklagen“. In der Meinung, daß er
durch Schmeicheleien einen stärkeren Eindruck auf den römischen
Landpfleger machen würde als durch eine sachliche Darlegung des
Sachverhalts, gegründet auf Wahrheit und Gerechtigkeit, begann der
verschlagene Anwalt seine Ausführungen mit einem Lobpreis auf
Felix: „Daß wir in großem Frieden leben unter dir und viel Wohltaten
diesem Volk widerfahren durch deine Fürsorge, edelster Felix, das
erkennen wir an allewege und allenthalben mit aller Dankbarkeit.“
Apostelgeschichte 24,2.3
.
Tertullus ließ sich hier zu einer schamlosen Lüge verleiten, denn
der Landpfleger Felix war von niedriger, verabscheuungswerter Ge-
sinnung. Von ihm hieß es, daß er „in jeder Art von Tyrannei und
Willkür Königsrecht mit Sklavenlaune übte“. (Tacitus, Die Histori-
en, V, 9.) Die Tertullus zuhörten, wußten, daß seine Schmeicheleien
Lügen waren; aber ihr Verlangen Paulus verurteilt zu sehen, war
stärker als ihre Liebe zur Wahrheit.
In seiner Rede legte Tertullus dem Paulus Verbrechen zur Last,
die eine Verurteilung wegen Hochverrats zur Folge gehabt hätten,
wären sie nachweisbar gewesen. „Wir haben“, erklärte er mit Pa-
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thos, „diesen Mann erfunden als eine Pest und als einen, der Aufruhr
erregt unter allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und als einen
Anführer der Sekte der Nazarener. Er hat auch versucht, den Tempel
zu entweihen.“
Apostelgeschichte 24,5.6
. Dann behauptete Tertul-
lus, Lysias, der Befehlshaber der Garnison in Jerusalem, habe Paulus
mit Gewalt den Juden entrissen, als sie ihn gerade nach ihrem Kir-
chenrecht richten wollten. Dadurch seien sie gezwungen worden, die
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