Seite 387 - Das Wirken der Apostel (1976)

Basic HTML-Version

Kapitel 47: Wieder im Gefängnis
Die Arbeit des Apostels Paulus in den Gemeinden nach seiner
Freilassung in Rom konnte seinen Feinden nicht verborgen blei-
ben. Seit dem Ausbruch der Verfolgung unter Nero sprach man von
den Christen als von einer verbotenen Sekte. Ungläubige Juden
verfielen nach geraumer Zeit auf den Gedanken, Paulus des Verbre-
chens der Brandstiftung in Rom zu bezichtigen. Keiner von ihnen
glaubte ernsthaft, daß er schuldig sei. Aber sie wußten, daß eine
solche Anklage, wenn man ihr nur einen Schimmer von Wahrschein-
lichkeit verlieh, sein Schicksal besiegeln würde. Auf ihr Betreiben
wurde Paulus abermals festgenommen und endgültig ins Gefängnis
gebracht.
Auf seiner zweiten Reise nach Rom wurde Paulus von etlichen
seiner Gefährten begleitet. Andere wollten ernstlich sein Los mit ihm
teilen; doch er erlaubte es nicht, daß sie ihr Leben in Gefahr brachten.
Diesmal waren die Aussichten für ihn weit ungünstiger als zur Zeit
seiner ersten Gefangenschaft. Die Verfolgung unter Nero hatte die
Zahl der Christen in Rom bedeutend verringert. Tausende hatten
um ihres Glaubens willen den Märtyrertod erlitten; viele hatten die
Stadt verlassen, und die zurückblieben, waren niedergeschlagen und
eingeschüchtert.
Gleich nach seiner Ankunft in Rom wurde Paulus in einen dü-
steren Kerker geworfen. Dort sollte er bis an sein Ende bleiben. Er
stand unter der Anklage, eines der niedrigsten und schrecklichsten
[486]
Verbrechen gegen Stadt und Volk begangen zu haben, und wurde
deshalb allgemein verachtet.
Die wenigen Freunde, die bisher die Lasten des Apostels mitge-
tragen hatten, verließen ihn jetzt. Einige flohen, andere begaben sich
mit Aufträgen zu verschiedenen Gemeinden. Phygelus und Hermo-
genes gingen zuerst fort. (
2.Timotheus 1,15
). Dann ließ auch Demas
— aus Furcht vor den sich düster zusammenziehenden Wolken von
Schwierigkeiten und Gefahren — den verfolgten Apostel im Stich.
(
2.Timotheus 4,10
). Creszens wurde von Paulus zu den Gemeinden
383